Scheidender Direktor Johannes Dines im Interview mit Kirchenzeitung "Rupertusblatt": "Zu oft sind staatliche Hilfen nach dem Gießkannenprinzip verteilt worden"
Salzburg, 10.01.2025 (KAP) Der scheidende Direktor der Caritas Salzburg, Johannes Dines, hat kurz vor seiner Pensionierung Ende Jänner klare Worte an die künftige Bundesregierung gerichtet: Beim Stopfen des Budgetlochs dürfe die Regierung "nicht bei den Falschen sparen", erklärte er im Interview mit der Salzburger Kirchenzeitung "Rupertusblatt" (aktuelle Ausgabe). Positiv hob er "sinnvolle Schritte wie die Valorisierung der Sozialleistungen" seitens der Politik hervor. Doch zu oft seien in der Vergangenheit staatliche Hilfen nach dem Gießkannenprinzip verteilt worden. Die Aufgabe der Politik sei es, "genau hinzuschauen und Rahmenbedingungen zu setzen, dass keine Menschen zurückgelassen werden", äußerte Dines seinen Wunsch an die künftige Bundesregierung.
Multiple Krisen wie die hohe Inflation sowie die Preissteigerungen bei Mieten, Energie und Lebensmitteln hätten Menschen, "die ohnehin schon an oder unter der Armutsgrenze leben, schwer getroffen", so Dines. Die Armut habe zudem längst den Mittelstand erreicht. Die Politik habe Sorge zu tragen, dass keine Menschen zurückgelassen werden, denn "die Alternative sind massive soziale Konflikte, und die wünschen wir uns alle nicht", betonte der langjährige Caritas-Direktor.
"Investitionen in Präventionsarbeit notwendig"
Die Verantwortung, allen Menschen "einen guten Platz in der Gesellschaft" zu sichern, könne aber nicht allein an den Staat abgegeben werden, räumte Dines ein. Die Sozialberatung der Caritas ermutige die Menschen, Eigenverantwortung zu übernehmen, ohne sie dabei anzuklagen, "damit sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können".
Der Theologe und Religionspädagoge bemängelte, dass Investitionen in die Präventionsarbeit fehlten und nur Schadensbegrenzung betrieben werde. Bedarf an Präventionsmaßnahmen hätten etwa die sogenannten "SafeHomes" der Caritas Salzburg, in denen gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder einen sicheren Rückzugsort finden. "Die Frage ist, wie wir diese Kinder pädagogisch und psychologisch betreuen, damit sie ihre Traumata überwinden und es aus der Negativspirale herausschaffen", skizzierte Dines die Problemlage. Hilfen wären "schon rein volkswirtschaftlich sinnvoll", denn eine womöglich später notwendige Unterbringung dieser Kinder in betreuten Wohngemeinschaften sei weitaus kostspieliger.
Dines, der die Caritas Salzburg zwölf Jahre lang leitete, hat die Führung mit Jänner 2025 an das Duo Kurt Sonneck und Andrea Schmid übergeben. Als Diakon will er der Erzdiözese Salzburg und der Caritas weiterhin verbunden bleiben, wie er im Interview mit dem "Rupertusblatt" erzählte. "Wenn es von der neuen Leitung da oder dort gewünscht wird, bei einem Projekt hilfreich mitzuwirken", stehe er der Caritas Salzburg weiter unterstützend zur Verfügung. Aus dem Tagesgeschäft zieht sich Dines mit seiner Pensionierung Ende Jänner zurück.