Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz im Interview mit den "Salzburger Nachrichten": Wunsch nach Steuerabsetzbarkeit des orthodoxen Kirchenbeitrags - Papst als oberster Repräsentant der Kirche auch für Orthodoxe denkbar
Wien, 10.01.2025 (KAP) Die Orthodoxe Kirche in Österreich befindet sich in einem stetigen Wachstum. Das hat Metropolit Arsenios (Kardamakis) im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" (Freitag) betont. Zugleich mahnte er mehr Offenheit vom offiziellen Österreich für die Anliegen der Orthodoxen ein. In der Ökumene erhoffte sich der griechisch-orthodoxe Metropolit und Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz ebenfalls Fortschritte.
"Wir verzeichnen Jahr für Jahr eine Steigerung. Das bemerken wir überall - in den Gemeinden, in den Schulen", so Kardamakis. Dies habe überwiegend mit Zuwanderung zu tun. "Durch den Krieg in der Ukraine sind viele Menschen zu uns gekommen, aber auch aus Rumänien, Griechenland, Serbien. Es gibt auch Österreicher, die orthodox werden wollen, weil sie die Tradition suchen." Eine genaue Zahl der orthodoxen Christen in Österreich nannte Kardamakis nicht. In den "Salzburger Nachrichten" wurde diese mit "500.000 bis 600.000" angegeben.
Wie Metropolit Arsenios sagte, wünsche er sich mehr Wertschätzung vonseiten des österreichischen Staates: "Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir als Bürger zweiten Grades angesehen werden. Und dass unsere Stimme nur gehört wird, wenn es von der katholischen Kirche unterstützt wird." Ein offener Punkt sei auch die Steuerabsetzbarkeit: "Da es bei uns keine verpflichtenden, sondern nur freiwillige Kirchenbeiträge gibt, sind sie im Unterschied zu jenen der katholischen und der evangelischen Kirche nicht steuerlich absetzbar. Das ist für uns nicht zufriedenstellend."
Zu den Unterschieden zwischen katholischer und orthodoxer Kirche befragt, sagte der Metropolit: "Österreich ist ein katholisches Land, und es freut mich zu sehen, dass es noch viele Menschen gibt, die an Gott, an die Auferstehung, an die Gottesmutter, die Heiligen und die Traditionen des Landes glauben." Die orthodoxe Kirche sei eine Kirche der Auferstehung, der Tradition und des tiefen Volksglaubens. Natürlich gebe es dogmatische Unterschiede zur katholischen Kirche, "aber es gibt auch viele Dinge, die uns einen: Christus, das Evangelium, die Gottesmutter und tausend Jahre gemeinsames Leben. Darauf können wir aufbauen und den Dialog weiterführen." In Österreich gebe es jedenfalls ein "einzigartig positives Klima", was die ökumenischen Beziehungen betrifft, betonte Kardamakis.
Kirchentrennung schmerzt
Die Kirchentrennung sei überwindbar, "wenn man sich auf die Gemeinsamkeiten und die Traditionen besinnt". Das könnte die Basis sein für ein gemeinsames Leben, "das ja auch eigentlich der Wille Gottes ist. Denn Christus hat für die Einheit der Kirche gebetet. Er will, dass wir eins sind. Die Trennung schmerzt."
Zur Rolle des Papstes sagte der Metropolit, die orthodoxe Kirche könnten einen Papst als "Primus inter Pares" akzeptieren, als Ersten unter Gleichen. Kardamakis: "Der Patriarch von Rom war immer der Erste und der Patriarch von Konstantinopel war der Zweite. Damit könnten wir leben." Der Papst wäre damit oberster Repräsentant der Kirche, aber nicht der Alleinentscheider.
Auf die Reformdebatten in der katholischen Kirche angesprochen, - etwa im Blick auf Weiheämter für Frauen, die Segnung von Homosexuellen oder die Aufhebung des Zölibats - meinte der Metropolit: "Da kann ich nicht viel dazu sagen, denn das Evangelium zeigt den Weg. Die orthodoxe Kirche bleibt dem treu. Bei uns gibt es zölibatäre und verheiratete Priester, aber auch das monastische Leben. Da kann jeder seinen Platz finden." In der Geschichte der Kirche habe es auch Diakoninnen gegeben, "die eine Art Weihe bekommen haben". Diese Tradition, die durch die Jahrhunderte verloren ging, "wollen wir wiederbeleben. Da geht es aber nicht um Priesterinnen, sondern um Diakoninnen."
Wunsch nach Frieden
Der Metropolit übte im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" auch einmal mehr Kritik an der Russisch-orthodoxen Kirche: "Die Kirche soll die Botschaft des Friedens verkünden, denn Christus ist der König des Friedens. Keinesfalls können wir - den Verteidigungsfall ausgenommen - den Krieg segnen. Offene Stellungnahmen für den Krieg abzugeben, das widerspricht der Natur der Kirche."
Für 2025 wünsche er sich "Frieden in der Ukraine, in Syrien, in Gaza, in Palästina." Und er wünsche sich, "dass Christen nicht verfolgt werden". Es werde übersehen, "dass eine der am meisten verfolgten Gruppen die Christen sind. Jeden Tag leiden Menschen, weil sie Christen sind." Er denke vor allem an Syrien: "Seit Jahrtausenden leben dort Christen. Sie müssen dort bleiben können."