Kardinal Parolin leitet Weihe von neuer Kirche an Jordan-Taufstelle
10.01.202515:03
(zuletzt bearbeitet am 10.01.2025 um 15:10 Uhr)
Jordanien/Vatikan/Kirche/Feiertage
Chefdiplomat des Papstes mahnt zu Frieden in Nahost: "Lasst die Waffen schweigen" - Neues Gotteshaus an traditioneller Taufstelle Jesu am jordanischen Ufer des Jordanflusses zählt zu größten Kirchen in Nahost
Amman/Jerusalem, 10.01.2025 (KAP) An der als Taufstelle Jesu verehrten Stätte Al-Maghtas am jordanischen Ufer des Jordanflusses ist am Freitag eine neue katholische Kirche geweiht worden. Der Feier anlässlich der jährlichen Wallfahrt jordanischer Katholiken zum Hochfest der Taufe des Herrn stand Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vor. Der Chefdiplomat des Papstes rief in seiner Predigt vor mehreren Tausend Gläubigen zur Befriedung des Nahen Ostens auf und betonte die wichtige Rolle der Christen bei der Schaffung einer gerechten und friedlichen Gesellschaft in der von Konflikten geprägten Region, berichtete das Nachrichtenportal "Vatican News".
Der Weihegottesdienst, an dem unter zahlreichen Bischöfen auch der Lateinische Patriarch von Jerusalem Kardinal Pierbattista Pizzaballa teilnahm, stand nicht zuletzt im Zeichen der Solidarität der Weltkirche mit den christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten. "Meine Anwesenheit hier heute soll ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit der ganzen Kirche sein", sagte Kardinal Parolin. Die örtlichen Christen hätten eine besondere Berufung: "Samenkorn der Hoffnung zu sein".
In seiner Predigt richtete Parolin laut "Vatican News" einen klaren Appell an die internationale Gemeinschaft: "Lasst die Waffen schweigen, lasst die Gefangenen und Geiseln frei, lasst das humanitäre Recht gelten, lasst die Herzen der Führer der Nationen den Frieden und das Zusammenleben der Völker suchen." Der vatikanischen Kardinalstaatssekretär betonte, dass die Zukunft der Region nicht von Gewalt bestimmt werden dürfe.
Bei dem Gottesdienst wurde auch der Altar der Kirche geweiht. Das Gotteshaus mit Platz für bis zu 2.000 Gläubige ist mit rund 1.500 Quadratmetern Fläche nach Angaben des katholischen Medienzentrums (CCSM) in Amman der zweitgrößte Kirchbau an der heiligen Stätte und eine der größten Kirchen in Nahost. Die Kirche, die der Taufe des Herrn geweiht ist, gehört zu den Kirchen, durch deren Besuch Pilger während des Heiligen Jahres 2025 einen Ablass erhalten können. Verwaltet wird die Stätte laut CCSM durch die Gemeinschaft Verbo encarnado (Fleischgewordenes Wort).
Stätte auf der Unesco-Welterbeliste
Zu dem Komplex, für den das jordanische Königshaus rund drei Hektar Land zur Verfügung stellte, gehören demnach auch zwei Klöster. Den Grundstein für die neue Kirche legte am 10. Mai 2009 der damalige Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch im Heiligen Land. Papst Franziskus besuchte die Stätte 2014 und traf in dem damals unfertigen Bau mit syrischen und irakischen Flüchtlingen zusammen.
Die Tradition der Wallfahrt an den Jordanfluss wurde laut CCSM 2000 wiederbegründet. Seither wurde die Stätte mit Unterstützung des jordanischen Königs Abdullah II. stark ausgebaut, mehrere Kirchen verschiedener Konfessionen wurden errichtet. Seit 2002 bietet die Stätte geführte Touren für Besucher. 2015 wurde Al-Maghtas in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen.
Weiteres Projekt
Geplant ist ein weiterer Ausbau der Stätte. Im Rahmen eines rund 280 Millionen Euro teuren Projekts sollen knapp 138 Hektar Land um die Taufstelle erschlossen werden. Ziel sei es, Dienstleistungen für Pilger und Besucher der Stätte zu verbessern. Zuletzt war im Oktober 2020 ein international und interreligiös besetzter Beirat eingerichtet worden, der den Ausbau der Stätte beaufsichtigen soll. Zu den Beiratsmitgliedern zählen unter anderem der Dalai Lama, der chinesische Unternehmer Jack Ma und der neuseeländische Regisseur und Schauspieler Sir Peter Jackson.
Aufgrund des seit Oktober 2023 anhaltenden Gazakriegs und in Solidarität mit kriegsleidenden Menschen hatte die Feier im vergangenen Jahr in eingeschränkter Form ohne die üblichen Pfadfindergruppen und Musik stattgefunden.