Offener Brief von mehr als 260 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an künftige Bundesregierung - Unter Erstunterzeichnern auch Theologen Winkler (Salzburg) und Rosenberger (Linz) - Rosenberger: Alte Denkmuster überwinden, wirtschaftliche wie kulturelle Neuorientierung ermöglichen - Winkler: Blockaden im Klimaschutz abbauen, soziale Spaltungen durch Dialog vermeiden
Wien, 14.01.2025 (KAP) Mit einem offenen Brief zur Klima- und Umweltpolitik haben sich zahlreiche Forscherinnen und Forscher an die künftige Bundesregierung und die Landespolitik gewandt. Die Expertinnen und Experten um die "Wissenschafterin des Jahres 2024", die Wiener Ökonomin Sigrid Stagl, fordern Innovationspakete für den Bausektor, die Industrie, die Landwirtschaft, die Ernährungssicherheit, die Mobilität, das Gesundheitswesen sowie einen Bodenversiegelungs-Stopp. Bis Montagnachmittag hatten mehr als 260 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Schreiben unterzeichnet. Zu den Erstunterzeichnern gehörten u. a. der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, Prof. Dietmar Winkler, und der Linzer Moraltheologe Prof. Michael Rosenberger.
Der Schutz des Klimas und der Biodiversität sei eine der größten Herausforderungen der Menschheit und werde es für die nächsten Generationen bleiben, sagte Rosenberger gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress. "Vom Gelingen entsprechender Maßnahmen hängt das Wohl und Wehe der Menschen ab - global, aber auch in Österreich. Je schneller und entschlossener wir handeln, umso eher besteht die Aussicht auf Erfolg und umso leichter wird dieser Erfolg zu erzielen sein." Er hoffe auf Mut und Entschlossenheit der neuen Bundesregierung, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.
Als Theologe sehe Rosenberger das Ökosystem Erde als "eine Leihgabe" und die Lebewesen als "universale Familie, in die wir Menschen als Mitglieder hineingestellt sind", mit Verweis auf Papst Franziskus. Es sei höchste Zeit, "alte Denkmuster zu überwinden, die in der Erde nur eine Ressource sehen". Die Politik müsse eine wirtschaftliche und kulturelle Neuorientierung durch entsprechende Regeln ermöglichen.
Winkler: Verantwortung der Menschen für die Schöpfung
Ähnlich äußerte sich der Salzburger Dekan Winkler: "Theologie hat immer mit dem ganz konkreten Leben zu tun. Die Theologie spricht hier bezüglich des Schutzes der Umwelt, oder besser Mitwelt, von der Bewahrung der Schöpfung und stellt damit auch die Verantwortung der Menschen für die Erde in das Zentrum." Die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels betreffen die Gesellschaft als Ganzes.
Die Enzyklika Laudato si (2015) von Papst Franziskus entwerfe demgemäß auch eine umfassende Sicht der Stellung des Menschen in der Welt und seiner Verantwortung für den Planeten, den Franziskus "unser gemeinsames Haus" nennt.
Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration
Gerechtes, zukunftsorientiertes Wirtschaften, Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik, Klima- und Energiepolitik sowie Flucht und Migration seien untrennbar verbunden, hielt Winkler fest. Hinter Flucht stünden oft auch Folgen des Klimawandels wie Dürren, Überflutungen und Armut.
Winkler: "Die globalen Herausforderungen unserer Zeit, wie die Klimaerhitzung oder der Verlust der biologischen Vielfalt - theologische gesprochen: die Vielfalt der Schöpfung - bedrohen eine lebenswerte Zukunft für alle.
Globale Herausforderungen und der Beitrag der Theologie
Theologie, Geistes- und Kulturwissenschaften dürften notwendige Transformationsprozesse nicht allein der Politik, Industrie und Technik überlassen, so der Salzburger Dekan. In den Bereichen Energie, Wohnen und Mobilität seien Dialoge notwendig, um Interessengegensätze zu überwinden und Gemeinsamkeiten zu finden. Soziale Spaltungen und wirtschaftliche Strukturbrüche müssten vermieden werden. Die theologischen Fakultäten seien bereit, ihren Beitrag zu leisten.