Kirchenrechtler: Schwule weiterhin nicht zum Priesteramt zugelassen
14.01.202514:02
Italien/Kirche/Homosexualität/Priester
An Päpstlicher Universität Santa Croce in Rom lehrender Experte äußert sich erstaunt über Medieninterpretation von neuen Richtlinien der Italienischen Bischofskonferenz zur Priesterausbildung
Köln, 14.01.2025 (KAP/KNA) Der an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom lehrende deutsche Kirchenrechtler Stefan Mückl sieht keine Änderung hinsichtlich der Nicht-Zulassung schwuler Männer zum Priesteramt. Er sei erstaunt über die Wahrnehmung, wonach die Italienische Bischofskonferenz entschieden habe, Homosexuelle künftig nicht mehr grundsätzlich vom Priesteramt auszuschließen, sagte Mückl dem katholischen Kölner Internetportal "domradio.de".
Vergangene Woche veröffentlichte die Italienische Bischofskonferenz neue Richtlinien zur Priesterausbildung. Sie traten am 9. Jänner in Kraft und gelten vorläufig für drei Jahre. Sie ersetzen eine Version von 2006 und wurden laut Mitteilung vom Vatikan genehmigt. Neben der Frage sexueller Orientierung geht es in den Leitlinien auch um die Prävention von Missbrauch sowie um die Zusammenarbeit mit Experten diverser Disziplinen in der Ausbildung. Weitere Themen sind der Umgang mit jenen, die das Priesterseminar aus verschiedenen Gründen wieder verlassen, sowie der Gebrauch von Social Media.
Mückl sagte dazu: In den neuen italienischen Richtlinien zur Priesterausbildung, werde zuerst wiederholt, dass Männer mit "tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen" nicht zur Weihe zugelassen werden dürfen. Dies hatte der Vatikan 2005 und 2016 eingeschärft. Zweideutig sei allenfalls der anschließende Satz, so Mückl. Er legt fest, dass die Unterscheidung bei homosexuellen Neigungen nicht nur auf diesen Aspekt zu reduzieren sei. Vielmehr solle dessen Bedeutung im Gesamtrahmen der Persönlichkeit erfasst werden. "Es ist natürlich möglich, wenn man es unbedingt will, den Satz als Lockerung zu verstehen", räumte Mückl ein. Zwingend sei dies jedoch nicht.
Auch der italienische Jesuit und Homosexuellenseelsorger Pino Piva äußerte sich. Laut "domradio.de" merkte er an, das Dokument der italienischen Bischöfe sei von den Medien nur oberflächlich gelesen worden. Im Wesentlichen habe sich nichts geändert.