Pastor bei 150-Jahre-Jubiläum der evangelischen Kirche in Galizien: Vorbehalte und Vorurteile gibt es immer noch
Madrid, 14.01.2025 (KAP) Lange Zeit inexistent und kaum beachtet, verzeichnet der Protestantismus in Spanien Zuwächse: Besonders die Migration von Evangelikalen aus Lateinamerika trage dazu bei, dass der Anteil evangelischer Gläubiger mittlerweile zwei bis drei Prozent der Bevölkerung beträgt und sie die zweitgrößte christliche Konfession im Land ausmachen, wird der Pastor Timoteo Figueirido Woodford auf dem Portal "Religion Digital" (Montag) zitiert.
Anlass war das diesjährige 150-Jahr-Bestandsjubiläum der evangelischen Kirche in Galizien. Auftakt der Feierlichkeiten war eine Podiumsdiskussion in der galizischen Hauptstadt A Coruna, wo die Konfession 1875 erstmals Fuß fasste.
Historisch sei die evangelische Kirche ein Vorreiter für Bildung und soziale Entwicklung gewesen, sagte Figueirido. Im 19. Jahrhundert, als die Analphabetenrate in Galicien bei 80 Prozent lag, richtete sie kostenlose Schulen ein und nutzte moderne Lehrmethoden wie den Einsatz von Projektoren, die damals als "Zauberlampe" bezeichnet wurden. Diese Fortschritte wurden jedoch unter der Diktatur Francisco Francos gewaltsam unterbrochen, als die Kirche mit "Freimaurer und Kommunisten" gleichgesetzt und ihre Aktivitäten unterdrückt wurden.
Mit der Demokratisierung Spaniens habe die evangelische Kirche ihre Rolle im sozialen Bereich wieder aufgenommen, hieß es. In A Coruna würden sich heute Organisationen wie Heilsarmee und die Rehabilitationsinitiative "Reto" um vulnerable Bevölkerungsgruppen und Suchterkrankte kümmern. Rechtlich habe es seit der Einführung der Verfassung erheblich Verbesserungen gegeben, manche Vorbehalte und Vorurteile bestünden aber weiterhin, sagte Figueirido. Die seit 1877 in einer landesweiten Föderation (Ferede) organisierte Kirche fordert Gleichbehandlung in der sozialen Hilfe und pocht darauf, dass jede Konfession ihre Kultusausgaben selbst trägt.
In der Festwoche planen Galiziens Protestanten eine Vielzahl von Veranstaltungen, darunter Konzerte - von Pop über keltische Musik bis hin zu Gospel -, sowie Ausstellungen, die die wechselvolle Geschichte dieser Glaubensgemeinschaft sowie zentrale Themen wie Gewissensfreiheit, kulturelle Unterstützung oder soziale Hilfe ins Rampenlicht stellen.