US-Kongress weiterhin christlicher als Gesamtbevölkerung
16.01.202513:14
USA/Parlament/Religion/Gesellschaft
Protestanten und Katholiken dominieren Abgeordnetensitze in Senat und Repräsentantenhaus - Hintergrundbericht von Thomas Spang
Washington, 16.01.2025 (KAP/KNA) Christen dominieren den neuen US-Kongress; die Gruppe der religiös nicht Gebundenen stellt dagegen lediglich drei Abgeordnete. Das sind zwei Kernbotschaften über die religiöse Zusammensetzung des 119. US-Kongresses, der Ende vergangener Woche erstmals zusammentrat - und mit dem 52-jährigen Mike Johnson einen evangelikalen Nationalisten zum Sprecher des Repräsentantenhauses ("Speaker") wählte.
Das Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center hat Informationen zur religiösen Orientierung der gewählten Volksvertreter vorgelegt. Es stützt sich auf die Recherche "Faith on the Hill" von "CQ Roll Call". Der Verlag aus Washington befragt seit 2011 Kongressabgeordnete und Senatoren zu ihren religiösen Überzeugungen.
Mit 87 Prozent der Abgeordneten dominieren demnach erklärte Christen weiter den neuen US-Kongress. Das ist ein Prozentpunkt weniger als in der vorigen Sitzungsperiode - und die niedrigste Zahl an Christen im Kongress seit 15 Jahren. Dennoch liegt die Quote deutlich über dem Anteil bekennender Christen in der erwachsenen US-Bevölkerung; der liegt nach Jahrzehnten des Rückgangs heute bei 62 Prozent.
Die Zahl der katholischen Abgeordneten hat sich laut Pew im Vergleich zur vorherigen Sitzungsperiode um zwei erhöht. Sie machen etwas mehr als 28 Prozent der Mitglieder des Repräsentantenhauses und des Senats aus. Auch hier spiegelt ihr Anteil nicht die gesunkene Quote unter den erwachsenen US-Bürgern wider: Nur noch zwei von zehn sind erklärte Katholiken.
"Nones": Wachsende Gruppe unterrepräsentiert
Die größte Diskrepanz zwischen den Vertretern im neuen Kongress und der gesellschaftlichen Realität zeigt sich bei Abgeordneten ohne Religionszugehörigkeit. Inzwischen gehört fast ein Drittel der erwachsenen US-Bürger zu den "Nones", einem Sammelbegriff für jene, die sich religiös als "nichts Besonderes", Agnostiker oder Atheisten bezeichnen. Seit 2007 hat sich ihre Zahl fast verdoppelt. Die seit Jahren schnell wachsende Gruppe in "God's Own Country" ist im neuen Kongress auffällig unterrepräsentiert. Nur drei Abgeordnete erklären sich als "Nones".
Bemerkenswert ist laut Pew eine steigende Zahl protestantischer Abgeordneter und Senatoren, die sich nicht explizit einer Glaubensrichtung zugehörig fühlen. Mehr als ein Drittel (101) der knapp 300 Protestanten im Kongress gab unspezifische Antworten. Ihre Angaben blieben eher allgemein und beschränkten sich auf Oberbegriffe wie "Protestant" oder "Christ". Noch im 114. Kongress 2015 machten nur 58 protestantische Volksvertreter unscharfe Angaben zu ihrer Kirchenzugehörigkeit.
Insgesamt ist die Zahl protestantischer Christen leicht zurückgegangen und macht knapp 56 Prozent des neuen Kongresses aus. Damit liegen sie aber in beiden Kammern immer noch deutlich über den 40 Prozent in der gesamten US-Bevölkerung.
Baptisten größte Gruppe
Auf protestantischer Seite stellen die Baptisten mit 75 Abgeordneten - 8 mehr als im Vorgänger-Kongress - die größte Gruppe. Methodisten und Presbyterianer kommen auf 26. Episkopale (Anglikaner) sind mit 22 und Lutheraner mit 19 vertreten. Zusammengenommen stellen alle vier Glaubensgruppen weniger Abgeordnete als noch vor zehn Jahren.
Fast alle Republikaner bezeichnen sich als Christen, zudem drei von vier Demokraten. Die Abgeordneten der Trump-Partei gehören überwiegend einer protestantischen Kirche an; ein auffälliger Unterschied zu den Demokraten, die fast zur Hälfte römisch-katholisch sind.
In der religiösen Zusammensetzung des 119. US-Kongresses fällt auch auf, dass sich das Verhältnis zwischen protestantischen und katholischen Abgeordneten in den vergangenen Jahrzehnten leicht, aber stetig zugunsten der Katholiken verändert hat. Seit John F. Kennedy 1961 als erster Katholik US-Präsident wurde, hat sich die Zahl katholischer Kongressabgeordneter um ein Drittel erhöht.
Insgesamt zeigt sich der neue Kongress religiös vielfältiger. Leichte Zuwächse verzeichnen Mitglieder nichtchristlicher Religionen - etwa Juden, Muslime, Hindus und Buddhisten.
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