Kardinal in "Heute"-Kolumne: "Es gibt so viel Gutes, nur macht es wenig Lärm.- Van der Bellen: Schönborn baute viele Brücken zwischen Kirchen und Menschen
Wien, 17.01.2025 (KAP) Zugleich dankbar und zuversichtlich hat sich Kardinal Christoph Schönborn im Blick auf seine 30 Jahre als Erzbischof von Wien, aber auch auf die Zukunft hin gezeigt. In seiner Freitagskolumne in der Gratiszeitung "Heute" blickte er noch einmal zurück: "Ich habe viele Gründe, dankbar zu sein. In jungen Jahren hätte ich mir nie vorstellen können, einmal eine solche Aufgabe zu übernehmen. Es war auch wirklich nicht immer einfach." Heftige Krisen, Stürme und Skandale hätten die Kirche gebeutelt, räumt der Kardinal ein. Viele Menschen hätten sich von der Kirche verabschiedet.
Schönborn weiter: "Der Islam wächst und die Christen werden weniger. Viele blicken mit Sorge in die Zukunft. Wohin geht die Reise?" - Er könne diese Sorgen verstehen, sei aber trotzdem zuversichtlich, auch wenn wohl manches schwieriger werden wird; "wirtschaftlich, sozial, das Klima, die Migration".
Eines habe er in diesen 30 Jahren als Erzbischof gelernt: "Es gibt so viel Gutes, nur macht es wenig Lärm. Geschrieben wird über das, was schief geht. Warum sollten die Medien darüber berichten, was tagein, tagaus an selbstverständlicher Hilfsbereitschaft, an ordentlicher Arbeit, an gut funktionierenden Diensten geschieht?" Er habe deshalb eine tiefe Dankbarkeit im Herzen für das viele unscheinbare Gute, so Schönborn: "Darin sehe ich, dass Gott bei uns ist, ob wir daran denken oder nicht. Darum war ich gerne 30 Jahre lang im Dienst der Menschen."
Persönliche Worte des Bundespräsidenten
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich mit sehr persönlichen Worten bei Schönborn für sein Wirken bedankt und ihn in einem Gastkommentar in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" u.a. als "Brückenbauer" gewürdigt. Das gute menschliche und theologische Verhältnis zum Judentum und dem Islam sowie anderen Kirchen war Schönborn von Beginn an ein wichtiges Anliegen gewesen, so Van der Bellen: "Er sah es als seine Verantwortung, etwas dazu beizutragen, dass die Menschen in Frieden und Gerechtigkeit leben. Er baute viele Brücken zwischen den Kirchen - aber auch zwischen den Menschen."
Gerade auch für Menschen, die am Rande stehen, habe sich der Kardinal zudem stets besonders eingesetzt, so der Bundespräsident: "Gemäß den Werten des Evangeliums: Mitgefühl, Nächstenliebe, Sorge für die Armen, Zuwendung zu den Notleidenden. Wann immer nötig, stand er aufseiten der Schwachen, der Ausgegrenzten, der Benachteiligten. Nicht immer zur Freude der Mächtigen."
Und Van der Bellen schloss wörtlich: "Sehr geehrter Herr Kardinal, ich möchte Ihnen als Bundespräsident und auch ganz persönlich sehr herzlich danken. Für Ihr vielfältiges Engagement, für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Und für jede Brücke, die Sie gebaut haben - und alle, die Sie noch bauen werden."
Dankgottesdienst im Stephansdom
Unter dem Motto: "Lebendig ist das Wort Gottes" steht am Samstag, 18. Jänner, der Dankgottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn im Wiener Stephansdom. Unter den rund 4.000 Mitfeiernden sind u.a. die Spitzen von Kirche und Staat, die damit auch ihre Verbundenheit mit dem Wiener Erzbischof bekunden, der am 22. Jänner seinen 80. Geburtstag feiert. Die Gestaltung des Gottesdienstes greift dabei den fast 30-jährigen gemeinsamen Weg von Diözese und Erzbischof auf, "vor allem das Bemühen Schönborns um eine Kirche, in der Klerus und Laien durch die Taufe gemeinsam und auf Augenhöhe zur Weitergabe des Glaubens und der Erneuerung der Welt berufen sind", wie es Vonseiten der Erzdiözese heißt.
Der ORF überträgt den rund zweistündigen Gottesdienst aus dem Wiener Stephansdom live in ORF 2 und auf ORF ON. Der Gottesdienst wird auch von Radio Klassik Stephansdom (107,3) und Radio Maria live übertragen.