Nach Waffenstillstand: Freude über Freilassung von drei Hamas-Geiseln
19.01.202518:52
Israel/Palästina/Krieg/Diplomatie
Es war ein Sonntag des Hoffens und Bangens. Erst kurz vor 18.00 Uhr Ortszeit stand fest: Die drei Frauen sind zurück in Israel - Zuvor war um 11.15 Uhr das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas mit mehrstündiger Verspätung in Kraft getreten
Jerusalem , 19.01.2025 (KAP/KNA) Weltweit ist die Freilassung von drei Geiseln, die die Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 entführt hatte, begrüßt worden. Israels Staatspräsident Isaac Herzog sagte: "Romi, Emily und Doron - so geliebt und vermisst. Eine ganze Nation freut sich über eure Rückkehr." Die drei Frauen Romi Gonen, Doron Steinbrecher und Emily Damari im Alter von 24 bis 31 Jahren waren am Sonntagnachmittag zunächst Mitarbeitern des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes übergeben worden. Danach wurden sie aus dem Gazastreifen nach Israel gebracht. Um 17.59 Uhr Ortszeit schrieb die Armee schließlich auf X: "Sie sind zu Hause." Die Übergabe und Freilassung hatten auf dem Geiselplatz in Tel Aviv Tausende Menschen auf einer Leinwand verfolgt.
Papst Franziskus begrüßte den Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas während des Mittagsgebets am Sonntag im Vatikan. "Diese Vermittlung ist eine gute Arbeit, die dazu beiträgt, Frieden zu schaffen." Neben der Freilassung aller israelischer Geiseln hoffte er, dass die humanitäre Hilfe "schneller und in großer Menge" bei der Bevölkerung im Gazastreifen ankomme. "Ich hoffe, dass die politischen Autoritäten beider Länder mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft die richtige Lösung für die beiden Staaten finden können."
Komplexe psychische und physische Probleme
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonte: "Die Tortur für die Dutzenden weiteren, die in Gaza verbleiben, wird weitergehen." Alle Geiseln müssten umgehend und in Würde freigelassen werden. Auch wies sie darauf hin, dass die Geiseln mit komplexen psychischen und physischen Gesundheitsproblemen konfrontiert seien und ihre Genesung Jahre dauern könne. Die Familien der Geiseln benötigten ebenfalls eine einfühlsame psychische Betreuung.
Zu Gaza schrieb sie: Die WHO und ihre Partner verstärkten ihre Einsätze, um wichtige medizinische Vorräte und Ressourcen zu liefern, dringende Gesundheitsbedürfnisse zu decken und zu den Wiederaufbaubemühungen beizutragen. Dazu gehöre der Wiederaufbau des zerstörten Gesundheitssystems.
Das UN-Hilfswerk für die Palästinenser hatte zu Mittag angekündigt, dass 4.000 Lastwagenladungen mit Hilfsgütern für die Ankunft in Gaza bereitstünden, die Hälfte davon mit Nahrungsmitteln und Mehl. Man hoffe, dass Angriffe auf Hilfskonvois im Gazastreifen nach dem Waffenstillstand zurückgingen.
Waffenstillstandsabkommen
Eigentlich hätte der Waffenstillstand bereits um 8.30 Uhr beginnen sollen. Laut Armeesprecher Daniel Hagari war die Hamas ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen, die Namen der Geiseln mitzuteilen. Die israelische Armee hatte am Morgen zunächst ihre Einsätze fortgesetzt und nach eigenen Angaben Terrorziele im Norden sowie im Zentrum des Gazastreifens angegriffen. Schließlich ist dann das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas am Sonntag um 11.15 Uhr Ortszeit mit mehrstündiger Verspätung in Kraft getreten. Während der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der Hamas zunächst die alleinige Verantwortung für die Verzögerung gab, machte diese Medienberichten zufolge technische Probleme geltend.
Der katholische Pfarrer von Gaza, der argentinische Ordensmann Gabriel Romanelli, schrieb in einem Beitrag auf X: "Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand gibt den Menschen die Möglichkeit, neu anzufangen, wieder aufzubauen und einfache Freuden wie einen Ausflug ans Meer zu genießen." Er betonte aber auch, die vergangenen Tage seien unglaublich hart gewesen, vor allem die andauernden Bombenangriffe in den Nächten.
Einverstanden sind mit dem Waffenstillstand längst nicht alle in Israel. Die Partei des rechtsextremen Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, kündigte am Sonntag an, die Regierungskoalition zu verlassen. Zuvor hatten er wie auch der gleichgesinnte Finanzminister Bezalel Smotrich gegen das Abkommen gestimmt.
Auslöser des Gazakrieges war ein Angriff von Terroristen der islamistischen Hamas auf israelische Orte und Armeestützpunkte entlang der Grenze zum Gazastreifen. Dabei wurden etwa 1.200 Menschen getötet und rund 250 Geiseln verschleppt. Etliche kamen inzwischen frei; viele wurden getötet. Vor der Freilassung der drei Frauen am Sonntag sollten sich noch 98 in der Gewalt der Hamas befinden. Die palästinensische Seite beklagt indes Zehntausende Todesopfer durch die Angriffe Israels nach dem 7. Oktober 2023.