US-Kardinal: Trump-Razzien wären Affront gegen Menschenwürde
20.01.202511:47
USA/Mexiko/Vatikan/Migration/Regierung/Kirche
Christliche Kirchen in Chicago kämpfen gegen geplante Massenabschiebungen durch die künftige Trump-Regierung
Chicago/Washington, 20.01.2025 (KAP/KNA) Mit scharfen Worten hat sich Chicagos Erzbischof Kardinal Blaise Cupich gegen geplante Massenabschiebungen durch die künftige Regierung von US-Präsident Donald Trump gewandt. Trumps geplante Razzien in Chicago seien zutiefst beunruhigend und wären ein "Affront gegen die Würde aller Menschen und Gemeinschaften", zitierten US-Medien aus einer Ansprache, die Cupich am Sonntag (Ortszeit) in der Marienbasilika von Guadalupe in Mexiko-Stadt hielt.
Solche Maßnahmen leugneten "das Vermächtnis dessen, was es bedeutet, Amerikaner zu sein", so der Kardinal. Man wünsche der neuen Regierung aber "viel Erfolg bei der Förderung des Gemeinwohls". Chicago sei stolz auf sein "Erbe der Einwanderung, das bis heute die Stadt erneuert, die wir lieben", betonte Cupich. Die Menschen von Chicago hätten immer von diesem Erbe profitiert.
"Aggressiv vorgehen"
Die neue Trump-Regierung will Pläne für Razzien in Chicago in dieser Woche offenbar noch einmal überdenken. Die Suche nach Personen, die als Bedrohung für die öffentliche und nationale Sicherheit gelten, bleibe aber eine Priorität, und man sei entschlossen, aggressiv vorzugehen, zitiert der Sender ABC7 Chicago Trumps neuen Grenzschutzbeauftragten Tom Homan. Homan musste am Wochenende bei ABC News die Pläne für Großrazzien einräumen, nachdem diese durchgesickert waren.
Christliche Gemeinden in Chicago brachten am Sonntag Unterstützung für die Einwanderergemeinschaft zum Ausdruck. Geistliche segneten laut ABC7 Chicago Seelsorge-Pakete für Familien, denen die Abschiebung droht. Sie enthielten demnach unter anderem Rosenkränze sowie eine Figur des Schutzpatrons der Einwanderer.
"Unerschütterlicher Wunsch nach Hoffnung"
Chicagos Bürgermeister Brandon Johnson sagte am Freitag bei einem interreligiösen Gebetsfrühstück zu Ehren von Martin Luther King, dass viele Familien für die kommende Woche konkrete Ängste hätten. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Angst und Panik unseren unerschütterlichen Wunsch nach Hoffnung blockieren", so Johnson laut Medienberichten.
Die Stadtverwaltung hatte zuletzt bekräftigt, dass sich Chicago weiter verpflichte, eine Zufluchtsstätte zu sein. Die Polizeiführung erklärte am Freitag, sie fühle sich der Gemeindeordnung der Stadt verpflichtet. Dazu gehöre, nicht den Einwanderungsstatus von Personen zu dokumentieren. Dass bedeute auch, dass sich die städtische Polizei nicht mit den Bundeseinwanderungsbehörden koordinieren oder Informationen an sie weitergeben werde. Gleichzeitig wolle man aber nicht "Regierungsbehörden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben behindern".
Papst: "Eine Tragödie"
Am Sonntagabend hatte auch Papst Franziskus Trumps Ankündigung einer massenhaften Ausweisung von Migranten scharf kritisiert. Wenn der künftige US-Präsident als eine seiner ersten Amtshandlungen illegale Zuwanderer zurückschicken würde, wäre das eine Tragödie, sagte der Papst im italienischen Fernsehen. "Er lässt die Armen die Rechnung für die ungleiche Verteilung zahlen", so der 88-Jährige in einem Interview für eine Talk-Sendung.