Gaza-Pfarrer fordert Anstrengungen zum Wiederaufbau
20.01.202516:58
Palästina/Israel/Krieg/Kirche
Katholischer Ordensmann Romanelli: Infrastruktur und Großteil der Häuser im Gazastreifen zerstört - Gruppe internationaler Bischöfe derzeit zu Solidaritätstreffen im Heiligen Land
Jerusalem, 20.01.2025 (KAP/KNA) Der Waffenstillstand im Gazastreifen ist nach Worten des katholischen Pfarrers von Gaza, Gabriel Romanelli, ein wichtiger Schritt. Es seien aber deutlich mehr Bemühungen erforderlich, um aus dem temporären Waffenstillstand eine dauerhafte Waffenruhe zu schaffen und den völlig zerstörten Gazastreifen wieder aufzubauen, sagte der argentinische Ordensmann von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" (Fleischgewordenes Wort) bei einem Online-Treffen mit einer internationalen Bischofsgruppe, die sich derzeit in und um Jerusalem aufhält.
Die Einstellung der Kampfhandlungen habe in Gaza zu einem Aufatmen geführt. Gleichzeitig sei die Bewegungsfreiheit weiterhin eingeschränkt. Romanelli äußerte Hoffnung, dass das zwischen Hamas und Israel getroffene Waffenstillstandsabkommen eingehalten werde. Dies sei jedoch nicht gleichzusetzen mit einem Frieden. Er kritisierte, dass die Frage des Wiederaufbaus nicht Teil der ersten Phase des Abkommens ist.
Die Situation im Gazastreifen beschrieb Romanelli als sehr schlecht. Ein Großteil der Häuser und die Infrastruktur seien zerstört, die Menschen seien ohne Unterkünfte. Hinzu kämen eine völlige Überlastung der noch existierenden Krankenhäuser, fehlende Stromversorgung, extrem gestiegene Treibstoffpreise, eine nicht ausreichende Wasserversorgung sowie das Fehlen von Arbeitsplätzen. Eine große Herausforderung für die Menschen sei die Unsicherheit. Niemand wisse, ob der Krieg weitergehe oder nicht.
Die Kirche leistet laut Romanelli weiterhin massive humanitäre Hilfe. So seien im vergangenen Monat rund 60.000 Menschen in der Altstadt von Gaza-Stadt und weiteren Stadtteilen mit Lebensmitteln versorgt worden.
Auf dem Gelände der katholischen Pfarre in Gaza-Stadt befinden sich nach Angaben des Ordensmannes weiterhin knapp 500 Personen, darunter knapp 60 Muslime. Insgesamt habe der Krieg auch die christliche Minderheit des Gazastreifens hart getroffen. Von insgesamt 1.017 Christen vor Beginn des Kriegs im Oktober 2023 sei die Zahl auf unter 700 gesunken. 20 Christen wurden demnach durch die israelische Armee getötet, weitere 27 starben unter anderem in Folge mangelnder medizinischer Versorgung. Zwischen 250 und 270 Christen hätten den Gazastreifen in verschiedene Länder wie die USA, Australien und Russland verlassen. Von Kriegsschäden betroffen seien auch christliche Einrichtungen wie die Schulen.
An dem bis Mittwoch dauernden Solidaritätstreffen nehmen zwölf katholische Bischöfe aus neun Ländern teil. Auf dem Programm stehen neben Treffen mit kirchlichen und diplomatischen Vertretern Besuche in Gemeinden und christlichen Einrichtungen. Das Bischofstreffen findet seit 1998 jeweils im Jänner im Auftrag des Heiligen Stuhls und auf Einladung der katholischen Bischöfe des Heiligen Landes statt.