Eisenstädter Bischof im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen: "Glaube ist keine Ansammlung von Informationen über Gott. Glaubensfrage muss immer wieder neu verhandelt werden"
Eisenstadt, 22.01.2025 (KAP) "Wer war und wer ist dieser Jesus Christus?": Die Beschäftigung mit der entscheidenden und letztlich vereinigenden Grundfrage des christlichen Glaubens stellte der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics in den Mittelpunkt seiner Predigt im Rahmen der "Gebetswoche für die Einheit der Christen" am Dienstag in Rust. Zu lange habe man sich mit den Kirchen, ihrer Geschichte, ihren Strukturen und Alltäglichkeiten beschäftigt. Um einen "ökumenischen Stillstand" und eine Krise des Christus- und Gottesglaubens abzuwenden, brauche es einen lebendigen Glauben, betonte Zsifkovics. Nicht nur eine theologische und philosophische, sondern auch eine existenzielle und persönliche Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Wesen Gottes sei notwendig.
Für viele sei Gott "uninteressant" geworden. Heute gäbe es eine "zunehmende Religiosität ohne Gott" und auch eine "Gleichgültigkeit vieler, wenn es um Gott geht". Zsifkovics rief auf, wieder zu lernen, "auf Christus zu schauen", denn ohne Christus verkomme die Kirche zu einem "frommen Verein".
Mit einem Verweis auf das heurige Jubiläum 1.700 Jahre Konzil von Nicäa erklärte Bischof Zsifkovics, dass die Konzilsväter sich damals gegen die Auffassung des Theologen und Presbyters Arius stellten, der der Reinheit des Gottesbegriffs nichts Naives wie seine Menschwerdung zumuten wollte. Menschen müssten auch heute erkennen, "dass der Glaube nicht eine Ansammlung von Informationen über Gott ist, sondern dass Gott in Jesus Christus in kein überliefertes Denkschema passt, alle Begriffe sprengt und immer eine Zumutung bleiben wird".
"Gehschule für den Glauben"
Der Glaube an Gott müsse errungen werden. Das beim Konzil von Nicäa formulierte Glaubensbekenntnis sei eine "Gehschule für den Glauben", die die Grundlage für den Glauben an Jesus Christus liefere: "Jesus Christus - Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, eines Wesens mit dem Vater".
Den Glauben an Gott verglich Zsifkovics mit der Annahme einer Freundschaft Gottes. Zu glauben hieße, diese Freundschaft zu leben und lebendig zu halten. Und weiter: "Wenn wir Gott ernst nehmen, dann sind Gebete keine Selbstgespräche, Gottesdienste und Messfeiern keine Selbstdarstellungen, das Reden von Gott kein Bescheidwissen und das fehlende Interesse an Gott und das Schweigen über Gott eine Sünde."