Schönborn dankbar für Rücktritts-Annahme und Grünwidls Bestellung
22.01.202512:14
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Kardinal in Videobotschaft zur Emeritierung: Stärkung des Miteinanders in Kirche und Gesellschaft während der Zeit als Erzbischof entscheidend - Administrator Gründwidl "gestandener Pfarrer" und Kenner der Diözese
Wien, 22.01.2025 (KAP) Kardinal Christoph Schönborn hat in einer Videobotschaft zu seinem Rücktritt als Erzbischof von Wien Stellung bezogen. "Rom hat mitgeteilt, dass meine Dienstzeit als Erzbischof von Wien mit heutigem Datum endet", bestätigte er am Mittwoch - einem für ihn "denkwürdigen Tag" - auf dem YouTube-Kanal der Wiener Erzdiözese. Für die fast 30 Jahre an deren Spitze äußerte sich der Kardinal dankbar, erwähnte dabei auch schwierige Phasen und signalisierte seine Freude über den vom Papst ernannten Administrator Josef Grünwidl, der bis zur Bestellung seines Nachfolgers interimistisch die Amtsgeschäfte weiterführen soll.
"Kirche geht nur miteinander. Gesellschaft geht nur miteinander", unterstrich Schönborn. Das sei das Entscheidende für ihn in den drei Jahrzehnten gewesen. Wohl habe es in dieser Zeit auch große Spannungen und Konflikte in der Erzdiözese gegeben zwischen "rechts und links, konservativ und fortschrittlich", die auch Verletzungen hinterlassen hätten. Auch die "traurigen Situationen mit meinem Vorgänger" erwähnte der Kardinal sowie die Missbrauchsfälle. Trotz allem sei Gemeinschaft gewachsen und es sei gelungen, "wirklich zusammenzurücken, ohne unsere eigenen Sichtweisen aufgeben zu müssen".
Nicht einfach sei für seine Diözese gewesen, dass er in seiner Zeit als Erzbischof auch viele weltkirchliche und römische Dienste wahrzunehmen hatte, bekannte Schönborn. "Dadurch war ich auch viel unterwegs." Dennoch sei die Präsenz in den Gemeinden und die Nähe zu den Menschen "auch bei denen, die uns nicht nahe sind oder die sich von uns getrennt haben" - für ihn ein "Herzensanliegen" gewesen. Er fühle sich bei seinem Abschied aus dem aktiven Bischofsamt "wirklich im Frieden und in tiefer Dankbarkeit" und bitte all jene um Verzeihung, "die ich verletzt habe, ohne es zu wollen, wo ich unaufmerksam war, nicht genügend hingehört habe", sagte Schönborn, um gleich zweimal hinzuzufügen: "Ich mag euch."
Er hätte sich gewünscht, bei der Annahme seines Rücktritts den Bischofsstab an einen Nachfolger zu übergeben, so der nunmehr emeritierte Erzbischof weiter, doch so weit sei es noch nicht. Er wolle nicht auf Einzelheiten des Vorgangs dahinter eingehen, doch es handle sich bei der Bestellung des Administrators um eine "vorläufige Lösung, für die Rom sich entschieden hat". Dass es sich dabei um Josef Grünwidl handle, sei für ihn eine "ganz große Freude", sagte Schönborn. Grünwidl sei ihm "seit vielen, vielen Jahren sehr vertraut und wirklich ein lieber Freund", habe sich als Pfarrer, Sekretär und Jugendseelsorger hervorragend bewährt. "Er kennt die Diözese, die Gemeinden. Er ist wirklich ein gestandener Pfarrer - und jetzt Administrator." Zugleich rief der Kardinal zum Gebet für Grünwidl sowie für den vom Papst noch zu ernennenden neuen Wiener Erzbischof auf.
Hinsichtlich seiner eigenen Zukunft bestätigte Schönborn in seiner Videobotschaft Ankündigungen, wonach er künftig in einem Wiener Kloster sowie im niederösterreichischen Retz wohne werde. Er bleibe somit in der Erzdiözese Wien und sei mit ihr "auch weiter im Gebet und in der Gemeinschaft des Glaubens und in unserem Auftrag als Christen in dieser Gesellschaft verbunden".
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