US-Bischöfin bittet Trump um Erbarmen mit Migranten
22.01.202509:03
(zuletzt bearbeitet am 22.01.2025 um 13:20 Uhr)
USA/Politik/Regierung/Staatsoberhaupt/Migration
Anglikanische Bischöfin Mariann Edgar beim traditionellen Gebetsgottesdienst zur Amtsübernahme des US-Präsidenten: Mitgefühl mit Migranten, Sorge um LGBTQI+-Menschen Trump erlaubt Festnahmen auch in Kirchen
Washington, 22.01.2025 (KAP/KNA) Beim traditionellen Gebetsgottesdienst zur Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump hat die anglikanische Bischöfin Mariann Edgar Budde das neue Staatsoberhaupt um Barmherzigkeit für Migranten und sexuellen Minderheiten gebeten. Bei ihrer Predigt in der National Cathedral in Washington appellierte sie laut US-Medienberichten (Dienstag Ortszeit) an Trump, keine Abschiebungen illegaler Einwanderer anzuordnen. "Ich bitte Sie um Erbarmen, Herr Präsident, mit denjenigen in unseren Gemeinden, deren Kinder Angst haben, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden", so die Geistliche der Episkopalkirche (Anglikaner).
Auch wenn die Menschen keine Staatsbürger seien und nicht über die erforderlichen Papiere verfügten, bestehe die überwiegende Mehrheit der Einwanderer nicht aus Kriminellen. "Sie zahlen Steuern und sind gute Nachbarn. Sie sind treue Mitglieder unserer Kirchen und Moscheen, Synagogen und Tempel", sagte Budde. Gott lehre die Menschen, gegenüber Fremden barmherzig zu sein.
Sorge um Schwule und Lesben
Mit Blick auf LGBTQI+-Menschen in den USA sagte Budde: "Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, haben Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben." In Familien in den USA, auch republikanischen, fürchteten nun schwule, lesbische und transsexuelle Kinder um ihr Leben. In seiner Antrittsrede am Montag hatte Trump es zur offiziellen Politik erklärt, dass künftig in den USA nur noch zwei Geschlechter anerkannt werden.
Trump erlaubt Festnahmen auch in Kirchen
Trump erließ bereits am ersten Tag seiner Amtszeit eine Reihe von Dekreten. So verhängte er an der Südgrenze einen nationalen Notstand gegen die Migration. Laut US-Medien sollten bereits nach seiner Amtseinführung Razzien gegen irreguläre Migration einsetzen, zunächst in Chicago. Mittlerweile teilte die US-Regierung zudem mit, dass illegal eingewanderte Personen künftig auch in Kirchen, Schulen und Krankenhäusern festgenommen werden können. Aus rein juristischer Sicht konnte dies auch schon vor Trumps Amtsübernahme rechtens sein. Doch eine Sonderregelung sah bislang vor, dass Beamte der US-Einwanderungspolizei nicht ohne spezielle Genehmigung an solch "sensiblen Orten" tätig wurden.
Trump zeigte sich nach dem Gebetsgottesdienst in der Washington National Cathedral enttäuscht. "Nicht allzu aufregend, oder? Ich fand den Gottesdienst nicht gut, nein. Vielen Dank. Sie könnten es viel besser machen", sagte der Präsident den Reportern.
In seiner Online-Plattform "Truth Social" bezeichnete Trump die anglikanische Bischöfin später wörtlich als "sogenannte Bischöfin" und "linksradikale Trump-Hasserin". Der Präsident warf Budde vor, ihre Kirche ungebührlich in die politische Debatte eingebracht zu haben. "Ihr Ton war unangenehm und weder überzeugend noch klug." Vor allem habe die Geistliche versäumt, die hohe Zahl illegal eingewanderter Migranten zu erwähnen, die in den USA Menschen umgebracht hätten. Ohnehin sei der gesamte Gottesdienst "langweilig und uninspiriert" gewesen. Von Budde und ihrer Kirche forderte Trump eine Entschuldigung.
Das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und Donald Trump war schon in dessen erster Amtszeit nicht gut. Das lag auch am Thema Migration. Nun hat der Papst Trumps Ausweisungspläne scharf kritisiert.