Schönborn-Alterssitz: Kloster der Kleinen Schwestern vom Lamm
22.01.202515:16
Österreich/Kirche/Leute/Wohnungsbau/Orden
Wenig bekannte Niederlassung des Bettelordens in multikulturellem Wiener Arbeiterbezirk nun mit prominentem Mitglied
Wien, 22.01.2025 (KAP) Kardinal Christoph Schönborns neue Wohnadresse nach seiner am Mittwoch erfolgten Emeritierung ist nicht einmal drei Kilometer Luftlinie von seiner früheren im Wiener Erzbischöflichen Palais entfernt: Das in der Dammstraße in Wien-Brigittenau gelegene Kloster der Ordensgemeinschaft "Kleine Schwestern vom Lamm", für die Schönborn schon lange der kirchenrechtliche Verantwortliche auf internationaler Ebene ist, bekommt mit dem Dominikanermönch einen prominenten Mitbewohner. Einblicke in die unscheinbare und wenig bekannte Ordensniederlassung geben aktuelle Reportagen der Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe) sowie der Tageszeitung "Die Presse" (19. Jänner).
"Radikale Einfachheit und Freundschaft mit den Armen" prägen die Gemeinschaft in der Dammstraße, heißt es in der Diözesanzeitung. Die im Kloster in der Dammstraße lebenden Schwestern, gekleidet in mittelblaue Habits, dunkelblauem Schleier und einer Holzmedaille mit dem Lamm Gottes um den Hals, seien geprägt von "franziskanischer Einfachheit und dominikanischer Spiritualität". Ihre Mission sei es, "ein Zeichen der Freundschaft und des Friedens Gottes in einer multikulturellen Umgebung zu sein", weshalb der Schwerpunkt auch auf Versöhnung liegt. "Selbst wenn ich verletzt werde, höre ich nicht auf zu lieben", so das Motto der Gemeinschaft, die jeden Tag mit einem "Vergebungskapitel" beschließt.
Ausdruck der Solidarität mit den Armen ist auch ein bewusst einfacher Lebensstil. Der schlichte Holzriegelbau des Klosters ist deutlich niedriger als die umliegenden Häuserblöcke des Arbeiterbezirks. Er umfasst eine von der Straße zugängliche Kapelle, die auch Passanten zu einem Innehalten und Mitbeten einlädt, daneben gibt es ein kleines Oratorium und die Wohnräume der Schwestern. Nicht nur Fernsehgeräte, sondern auch warmes Fließwasser sucht man im Kloster vergebens, wohl aber wird das Wasser im Winter gewärmt.
Die Ordensgemeinschaft, die 1983 in Frankreich als junger Zweig des Dominikanerordens kirchenrechtlich gegründet wurde, zählt heute rund 140 Schwestern und 25 Brüder in neun Ländern. In Wien besteht das Kloster seit 2012, zuvor lebten die Ordensfrauen in einem provisorischen Gebäude der nahegelegenen Wiener Karmeliterkirche. Von den acht Schwestern - sie sind im Alter von 27 und 52 Jahren - kommen je drei aus Österreich und Frankreich sowie je eine aus Polen und Spanien. Eng in Verbindung mit ihnen sind auch die vier Brüder der Gemeinschaft, die jedoch getrennt an anderer Adresse leben und bei den Gebetszeiten zugegen sind.
Mission und Armut
Der Tag im Kloster beginnt mit dem Stundengebet um 6.30 Uhr und stiller Anbetung, nach dem Frühstück und Studium widmen sich die Ordensfrauen praktischen Aufgaben wie Kochen, Putzen oder der Vorbereitung der Liturgie. "Herzstück ihrer Berufung" sei jedoch die Mission, heißt es in der Kirchenzeitungs-Reportage. Dazu sind die Schwestern zu zweit oder zu dritt unterwegs, "beten vorher, wo uns der Herr hinschicken will, und klopfen an die Türen der Menschen", wird die aus Niederösterreich stammende "Kleine Schwester Petra" zitiert. Wird geöffnet, so gehe es vor allem ums Zuhören, als Geste der Freundschaft, um das Teilen des Wortes Gottes.
Sehr wörtlich nimmt man bei den Schwestern vom Lamm, dass es sich um einen Bettelorden handelt. Die wenigen Möbel im Kloster werden selbst gezimmert, um ihr tägliches Brot bitten die Ordensfrauen, wenn sie an den Türen klopfen, wobei dann das Erhaltene oft mit den Bedürftigsten geteilt wird. Wie die leitende Schwester des Klosters, die Französin Sr. Helene, ergänzte, besuchen die Mitglieder oft auch Suppenküchen und Wärmestuben, um mit Obdachlosen am Tisch zu sitzen und auch ihnen Freundschaft zu schenken.
Schönborn, der laut den Berichten die ehemalige Gästewohnung im ersten Stock des Klosters bezieht, wurde als junger Priester während seines Frankreich-Aufenthalts zufällig Zeuge der Entstehung der Gemeinschaft im Wallfahrtsort Vezelay. Damals zu Allerheiligen 1974 habe die Dominikanerin Schwester Marie vor Hintergrund der Studentenrevolution in Paris den Ruf zu einem Leben mit mehr Gebet und Armut verspürt und mit einer weiteren Ordensfrau ein Haus bezogen, so die "Presse". Die Gemeinschaft mit Hauptsitz in der Nähe der südfranzösischen Gemeinde Fanjeaux wurde 1983 von Bischof Jean Chabbert anerkannt, Schönborn 1996 zum verantwortlichen Bischof.
War "Pater Christoph" ein oft und gerne gesehener Gast bei den Brüdern und Schwestern vom Lamm, bei denen er auch bei seinen Romaufenthalten und Frankreichreisen stets einkehrte, so wird er nun Teil der Hausgemeinschaft.
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