In acht Ländern, darunter auch Österreich, mangelt es an Faktenwissen zum Holocaust - In Frankreich gibt fast jeder Zweite der 18- bis 29-Jährigen an, noch nie von der Shoah gehört zu haben - Positiv ist: Überall wird gefordert, Aufklärungsarbeit fortzusetzen
New York, 23.01.2025 (KAP/KNA) 80 Jahre nach der Befreiung des früheren NS-Vernichtungslagers Auschwitz und dem Ende des Zweiten Weltkrieges befürchten in Europa und den USA zahlreiche Menschen eine Wiederholung des Holocaust. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Befragung in acht Ländern stimmten in den USA gut drei Viertel (76 Prozent) der Befragten dieser Aussage zu. In Österreich waren es 62 Prozent, ebenso viele in Deutschland (61 Prozent). Die niedrigste Zustimmung gab es in Rumänien (44 Prozent). Die Jewish Claims Conference hatte die Befragung in Auftrag gegeben.
Wichtige Ergebnisse sind laut Organisation, dass das grundlegende Bewusstsein für den Holocaust in den meisten befragten Ländern im Allgemeinen hoch ist. Bei detailliertem Wissen über grundlegende Fakten bestünden zwischen Ländern jedoch erhebliche Lücken. So glaubten "bemerkenswerte Teile der Bevölkerung", dass 2 Millionen oder weniger Juden getötet wurden. 28 Prozent sagten das in Rumänien; 21 Prozent in Österreich. Dass es 6 Millionen waren, wisse in allen befragten Ländern ein großer Teil der Bevölkerung nicht.
Auch mangele es an generellem Wissen über den Holocaust, insbesondere bei den jüngeren Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren - wobei es hier zwischen den Ländern deutliche Unterschiede gibt. 46 Prozent in dieser Altersgruppe gaben in Frankreich an, noch nie vom Holocaust gehört zu haben, in Österreich waren es 14 Prozent, in Deutschland 12 Prozent.
Bei den Namen von Konzentrationslagern und Ghettos hätten vor allem Amerikaner Wissenslücken. Etwa jeder Zweite konnte laut Untersuchung kein einziges benennen. In europäischen Ländern wie Großbritannien oder Frankreich war es jeder Vierte, in Deutschland knapp jeder Fünfte (18 Prozent). In Österreich konnten 10 Prozent der Befragten weder den Namen eines Konzentrationslagers noch eines der Ghettos der NS-Zeit nennen.
Auch glaubte überall die Mehrheit der befragten Erwachsenen, dass die meisten Verbrechen an Juden von Hitler und hochrangigen Nazis begangen wurden. In Österreich etwa bejahten diese Sicht 58 Prozent der Befragten. Für 45 Prozent hat ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung in ganz Europa den Nazis und ihren Kollaborateuren direkt und indirekt bei der Durchführung des Holocausts geholfen.
Schockierend nennt die Jewish Claims Conference ein weiteres Ergebnis der Gesamt-Befragung: Demnach glaubten viele der 18- bis 29-Jährigen eher, dass die Zahl der während des Holocaust getöteten Juden übertrieben sei. Das sagte gut jeder Zweite in Rumänien (53 Prozent) sowie ein Drittel in Frankreich. In Österreich glaubten dies 21 Prozent, in Deutschland 13 Prozent der Befragten jüngeren Menschen.
Als positiv wurde jedoch eine überwältigende Unterstützung für die Aufklärung über den Holocaust bewertet. In allen acht Ländern forderten mindestens neun von zehn Erwachsenen, die Aufklärungsarbeit fortzusetzen, um eine Wiederholung zu verhindern.
Nach Angaben der Jewish Claims Conference wurden jeweils 1.000 Erwachsene in den Vereinigten Staaten, im Vereinigten Königreich sowie in Frankreich, Österreich, Deutschland, Polen, Ungarn und Rumänien befragt. Die Befragungen fanden zwischen dem 15. und 28. November 2023 statt.