Erzbischof Lopez mahnt bei Neujahrsempfang von Bundespräsident Van der Bellen für das diplomatische Corps Klimaschutz, internationale Solidarität und Friedensinitiativen ein - Israelis und Palästinenser brauchen "klare Zeichen der Hoffnung"
Wien, 23.01.2025 (KAP) Die internationale Vorbildrolle Österreichs im Blick auf Klimaschutz, internationale Solidarität und Friedensinitiativen hat Nuntius Erzbischof Pedro Lopez Quintana eingemahnt. In seiner Kathpress vorliegenden Rede beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Alexander Van der Bellen für das diplomatische Corps in Wien, zeigte sich der Doyen des Diplomatischen Corps hoffnungsvoll, dass die derzeitigen Regierungsverhandlungen genützt würden, "um die Weichen für eine Zukunft zu stellen, die von Einigkeit, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit geprägt ist".
Die Herausforderungen für Österreich und die Welt seien zahlreich und komplex. Österreichs Engagement für Klimaschutz, internationale Solidarität und Frieden habe Vorbildcharakter für die Welt, so Lopez: "Die neue Regierung wird aufgerufen sein, diesen Weg fortzusetzen, die Klimakrise entschlossen anzugehen, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und die wirtschaftlichen Herausforderungen zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger anzugehen."
Die Welt werde zunehmend von Problemen heimgesucht, die die gesamte Menschheitsfamilie betreffen "und ein gemeinsames Handeln aller erfordern, die sich um die Zukunft unseres Planeten sorgen". Der Nuntius nannte die Auswirkungen des Klimawandels, die vor allem die Entwicklungsländer und die ärmsten Mitglieder der Gesellschaft treffen, die bewaffneten Konflikte, die unsagbares Leid über so viele Menschen bringen, und er wies auf die Notlage unzähliger Migranten und Flüchtlinge hin, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft für ihre Familien aus ihrer Heimat fliehen.
Friedensbemühungen intensivieren
Im Blick auf den Waffenstillstand im Gazastreifen sagte der Nuntius wörtlich: "Wir bekräftigen unsere Solidarität und Verbundenheit mit den Familien der Geiseln und hoffen, dass die dringend benötigte humanitäre Hilfe die Bevölkerung im Gazastreifen noch schneller und in größerem Umfang erreichen wird."
Sowohl die Israelis als auch die Palästinenser bräuchten "klare Zeichen der Hoffnung", so Lopez: "Wir hoffen, dass die politischen Instanzen beider Staaten mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft die richtige Lösung für die beiden Staaten finden werden."
Bei allen Schwierigkeiten könne sich die internationale Gemeinschaft nicht ihrer Pflicht entziehen, den Frieden zu suchen, indem sie den Dialog, die Versöhnung, das gegenseitige Verständnis, die Achtung der Würde und der Rechte jedes Einzelnen und der Völker sowie die Forderungen des Völkerrechts fördert.
Durch seine "positive Neutralität" sei Österreich auch bestrebt, zur Lösung von Konflikten und anderen Fragen beizutragen, indem es die ihnen innewohnende ethische Dimension deutlich macht, zeigte sich Erzbischof Lopez überzeugt.
Die Geschichte zeige, "dass durch ruhige, geduldige und beharrliche diplomatische Bemühungen, die von gegenseitigem Respekt, gutem Willen und moralischer Überzeugung getragen sind, große Fortschritte bei der Lösung scheinbar unlösbarer Situationen erzielt werden können".
Van der Bellen kritisiert Putin
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat in seiner Ansprache laut APA den russischen Präsidenten Wladimir Putin scharf kritisiert und vor einer Destabilisierung der Demokratie im Ausland durch seine Einflussnahme, insbesondere mit Desinformation, gewarnt. Und er räumte ein: "Wir haben nicht genug Werkzeuge" dagegen.
Abgesehen vom Krieg Russlands gegen sein "Opfer" Ukraine schüre Putin Hass in seinem eigenen Land gegen den Westen und er versuche, die demokratischen Gesellschaften mit Desinformation zu destabilisieren. Ein Tauziehen um den Geist von Menschen und Regierungen scheine begonnen zu haben.
Angesichts andauernder Krisen, wie der Klimakatastrophe und der Eskalation im Nahost-Konflikt, sowie einer "neuen Weltordnung", die sich herausbilde, sprach Van der Bellen allgemein von "interessanten Zeiten - ein Begriff, (...) der nicht positiv gemeint" sei. "Die Spaltung innerhalb unserer Gesellschaften und in den internationalen Beziehungen vertieft sich."
Fatalismus sei freilich keine Lösung, betonte Van der Bellen. "Wir brauchen Hoffnung und Entschlossenheit." Und außerdem: "Wir brauchen Partnerschaften, Multilateralismus - die Europäische Union und die Vereinten Nationen - und wir brauchen Diplomatie." Daher bewerbe sich Österreich auch erneut für einen nicht-ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat - für die Periode 2027/28, bemerkte das Staatsoberhaupt.
Hier schlug der Bundespräsident auch die Brücke zur Rückkehr von Donald Trump ins Amt des US-Präsidenten Anfang der Woche: Noch sei unklar, wie sich die Entscheidungen der neuen Regierung in Washington auf andere Länder, den Multilateralismus, die Weltwirtschaft und den Klimaschutz auswirken werden. Klar sei aber, dass das lang gewachsene, blühende transatlantische Verhältnis eine "wichtige Säule der österreichischen und der europäischen Politik bleibt". Er vertraue auf den Bestand der Allianz auf Basis von Respekt, gutem Willen und geteilten Werten.
Stabile Regierung und Achtung der Verfassung
Auch zur österreichischen Innenpolitik äußerte sich Van der Bellen und erläuterte den Botschaftern und Botschafterinnen sein Vorgehen bei der Regierungsbildung: "Mein Ziel muss es sein, eine stabile Regierung für die Republik Österreich zu haben." Wie die Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP auch ausgehen, "ich werde weiterhin sicherstellen, dass die Prinzipien und Regeln unserer Verfassung korrekt beachtet und eingehalten werden. Das ist meine Aufgabe als Bundespräsident (...)", betonte Van der Bellen. Bereits zuvor in seiner Rede hatte er betont, dass Österreich ein stabiler Partner in der Europäischen Union bleiben müsse und bleibe.
Der Bundespräsident bittet das Diplomatische Corps traditionell im Jänner zum Neujahrsempfang. 189 Auslandsvertreter waren heuer eingeladen; tatsächlich erschienen 125 von ihnen. Der russische Botschafter Dmitri Ljubinski war nicht eingeladen.