In Arbeitsgruppe "Kindertafel" arbeiten Kirchenvertreter, Juristen, Journalisten, Theologen und Missbrauchsbetroffene zusammen - Erzabt Hortobágyi: Beim Thema Missbrauch "Kultur des Schweigens durch Kultur der transparenten Kommunikation ersetzen"
Budapest, 24.01.2025 (KAP) Eine neue zivilgesellschaftliche Initiative will Verbesserungen beim Kinderschutz in der katholischen Kirche und anderen gesellschaftlichen Bereichen in Ungarn anstoßen. "Wir hoffen, dass wir mit unserer Arbeit die Qualität der öffentlichen Diskussion über Kinderrechte und sexuellen Missbrauch verbessern und den Dialog zwischen den Kirchenmitgliedern und der säkularen Gesellschaft fördern können", teilte die Arbeitsgruppe "Kindertafel" gegenüber Kathpress (Freitag) mit. Unter den acht Mitgliedern der Plattform finden sich Kirchenvertreter wie Erzabt Cirill Hortobágyi von Pannonhalma, eine Kinderrechts-Expertin, Theologen, Juristen und Journalisten, die Fälle von Kindesmissbrauch aufgedeckt haben, sowie ein Aktivist, der als Ministrant selbst Opfer von Missbrauch in der Kirche wurde.
Die Arbeitsgruppe will eine Praxis fördern, die durch "ehrliche Auseinandersetzung mit Fehlern, die systematische Aufdeckung vergangener Fälle, das Erstellen von Zusammenfassungsberichten, die Einführung wirksamer Präventionsmaßnahmen sowie die Schulung von Fachleuten zur Heilung der Wunden und zur Vermeidung neuer Missbrauchsfälle beiträgt". Ziel sei eine umfassende "Kulturveränderung" beim Kinderschutz durch Forschung, Bewusstseinsschärfung, Prävention, Schulungen, Workshops, Konferenzen und die Erörterung von Fällen, betonte der ehemalige Franziskaner-Provinzial Benedek Dobszay.
Das Reden über Missbrauch sei nicht einfach. "Viele haben Angst, darüber zu sprechen, viele wissen nicht wie", betont die Gruppe. "Wir möchten alle Betroffenen ermutigen, zu sprechen und die Öffentlichkeit über unsere eigene Website sowie durch Medien ansprechen."
Auch für die Erarbeitung eines umfassenden Länderberichts für Ungarn zum Thema tritt die Gruppe ein. In anderen Ländern hätten solche Berichte nicht nur die kirchlichen Gemeinschaften, sondern die gesamte Gesellschaft bei der Auseinandersetzung mit Missbrauch und Kinderschutz unterstützt, zeigt man sich überzeugt. Zwar übersteige die Durchführung eines Länderberichts die Kapazitäten und Ressourcen der zivilgesellschaftlichen Initiative bei Weitem; man wolle aber die Vorbereitung unterstützen und hoffe dabei auch auf die Zusammenarbeit mit Fachleuten zum katholischen Kinderschutz sowohl in Ungarn als auch im Ausland.
Kultur der transparenten Kommunikation
In der "Kindertafel" arbeiteten Menschen aus verschiedenen Bereichen für den Schutz der Kinder in der Kirche zusammen, erklärte Erzabt Hortobágyi. "Ich wünsche mir, dass die Kultur des Schweigens durch eine Kultur der transparenten Kommunikation ersetzt wird." Diese sei wesentlich für den "Blick auf die Wahrheit, hilft Klarheit zu gewinnen und ermöglicht es, den Prozess des Vertrauensverlusts zu stoppen", so Hortobágyi, der als Erzabt von Pannonhalma auch Mitglied der Ungarischen Bischofskonferenz ist.
Weitere Mitglieder der Initiative sind neben Hortobágyi und Dobszay die Kinderrechte-Beraterin Szilvia Gyurkó, der Kinderschutz-Aktivist Attila Petö, der Journalist Péter Urfi, die Theologen István Gégény und Tibor Görföl und der Jurist, Außenpolitik-Experte und Publizist Botond Feledy.
"Um das komplexe Problem des Missbrauchs von Kindern effektiv zu behandeln, ist interdisziplinärer Dialog und Zusammenarbeit unerlässlich", hob Gyurkó hervor, die unter anderem zu den Kinderschutzsysteme der katholischen Kirche in Ostmitteleuropa und deren Mängeln publiziert hat. Opfern zuzuhören und die Kommunikation zwischen Fachbereichen wie Psychologie, Recht, Kriminologie und Kinderrechten sei entscheidend. Die interdisziplinäre Herangehensweise ermögliche ein besseres Verständnis für das Phänomen des Missbrauchs, die Entwicklung wirksamerer Präventionsstrategien, die angemessene Unterstützung der Opfer sowie die Förderung von Rechenschaftspflicht und Transparenz innerhalb der Kirche, so die Expertin.