Stadt und Kirchen laden zu ökumenischem Gottesdienst und Gedenkfeier für Opfer am Sonntag ein
München, 24.01.2025 (KAP/KNA) Nach dem Messerangriff mit zwei Toten und mehreren Schwerverletzten im deutschen Aschaffenburg hat die Stadt mit den Kirchen für Sonntag eine Gedenkfeier für die Opfer anberaumt. "Die Trauer in unserer Stadt ist groß, die Anteilnahme überwältigend", teilte die Stadt am Freitag mit. Bei der Feier in der Stiftskirche solle zugleich "ein Zeichen des Respekts und Zusammenhalts" gesetzt werden.
Zu den geladenen Gästen gehören unter anderem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Das bestätigte der katholische Aschaffenburger Pfarrer Robert Stolzenberger der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Feier wird auf eine Leinwand auf dem Stiftsplatz übertragen, der Bayerische Rundfunk überträgt sie live im Fernsehen.
Gottesdienst mit Bischöfen
Die Veranstaltung werde einen kirchlichen und einen politischen Teil haben, erläuterte Stolzenberger weiter. Der evangelische bayerische Landesbischof Christian Kopp und der katholische Würzburger Bischof Franz Jung würden einen "klassischen ökumenischen Wortgottesdienst" leiten. Während der Tatzeit, zwischen 11:45 bis 11:50 Uhr, wird die Veranstaltung unterbrochen. Dann läuten die Glocken aller Kirchen der Stadt.
"Der ökumenische Gottesdienst und die Gedenkfeier sind eine Einladung an alle, innezuhalten, gemeinsam zu trauern und den Hinterbliebenen ihre Anteilnahme auszudrücken", sagte eine Sprecherin der evangelischen Landeskirche. Unter den Teilnehmern seien auch Vertreter der islamischen Glaubensgemeinschaft Ahmadiyya, zu der das getötete marokkanische Kind gehört habe.
Seit Donnerstagmittag sind nach den Worten von Pfarrer Stolzenberger Seelsorgerinnen und Seelsorger in Tatortnähe tagsüber präsent. Im Park Schöntal sei dazu ein kleiner Pavillon mit zwei Stehtischen aufgebaut worden. Menschen kämen vorbei und suchten bei einem Tee das Gespräch.
Sorgen und Ängste
Stolzenberger erläuterte, manche hätten die Sorge, "dass die Situation politisch missbraucht wird und dass Fremdenfeindlichkeit wächst". Es gebe aber auch Leute, die sagten, dass jetzt etwas geschehen müsse und nicht nur Sonntagsreden gehalten werden dürften. Nach Auskunft des Pfarrers wird der Seelsorge-Pavillon bis Samstagnachmittag besetzt sein, bei Bedarf auch länger.
Am Donnerstagabend hatten mehrere Organisationen der Aschaffenburger Zivilgesellschaft zu einer Schweige-Versammlung im Park aufgerufen. Der Pfarrer sagte, es hätten sich rund 3.000 Menschen dazu eingefunden.
"Beklemmendes Gefühl" im Park
Stolzenberger räumte ein, er gehe regelmäßig durch den Park, jetzt mit einem "beklemmenden Gefühl". Zugleich befinde er sich in einem Zwiespalt. "Wir empfinden es als dramatisch, weil es sich vor unserer Haustür ereignet hat. Aber tagtäglich gibt es schreckliche Tragödien." Ein Gesprächspartner habe ihn dieser Tage daran erinnert, "dass alle zwei Sekunden irgendwo auf der Welt ein Kind an Hunger oder Krieg stirbt".
Der gebürtige Aschaffenburger sagte, derzeit stehe seine Stadt unter Schock. Er glaube und hoffe aber auch, dass dieses Gefühl wieder vergehe und in vielleicht drei Wochen "wir nicht mehr hinter jedem Busch einen Attentäter oder Mörder vermuten".
Evangelischer Kindergartenvater tot
Am Mittwochmittag hatte ein Mann eine Kindergartengruppe mit einem Messer attackiert. Dabei starben ein Zweijähriger und ein 41-jähriger Passant. Mehrere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Der getötete Erwachsene war nach Kirchenangaben "ein evangelischer Kindergartenvater". Die betroffene Kindergartengruppe gehöre zum Verein "Grenzenlos", der sich für Menschen in schwierigen Lebenssituationen engagiere.
Der Tatverdächtige ist ein 28-jähriger abgelehnter Asylbewerber aus Afghanistan. Er wurde den Ermittlungen zufolge mehrfach stationär in der Psychiatrie behandelt und hatte den Behörden vor wenigen Wochen seine freiwillige Ausreise angekündigt. Politisch wird seit seinem Angriff vor allem über mögliche Defizite im Vollzug des Ausländerrechts und eine schärfere Migrationspolitik gestritten.