Konvent des Stiftes Kremsmünster wählt Rektor des Päpstlichen Athenäums Sant'Anselmo zum neuen Abt des oberösterreichischen Benediktinerklosters - Abtprimas Schröder gratuliert "reifem Ordensmann mit klösterlicher Ernsthaftigkeit, theologischer Kompetenz und spiritueller Tiefe"
Linz, 25.01.2025 (KAP) P. Bernhard Eckerstorfer ist vom Konvent des Stiftes Kremsmünster zum neuen Abt des oberösterreichischen Benediktinerklosters gewählt worden. Der 54-jährige Ordensmann war seit 2019 Rektor des Päpstlichen Athenäums Sant'Anselmo, der internationalen Benediktinerhochschule in Rom. Zuletzt war sein Name immer wieder in Medienspekulationen über die noch ausstehende Nachfolge von Kardinal Christoph Schönborn als Wiener Erzbischof genannt worden.
Abt Eckerstorfer folgt Ambros Ebhart nach, der 18 Jahre lang das Amt des Abtes mit Weitsicht und - gemäß seinem Motto - "Unter der Führung des Evangeliums" ausgeübt habe, wie das Stift am Samstag mitteilte. Eckerstorfer wurde für eine Amtszeit von zwölf Jahren gewählt und steht der Klostergemeinschaft von Kremsmünster mit 39 Benediktinern vor. Die Wahl leitete eine externe Wahlkommission, bestehend aus Abtpräses Johannes Perkmann (Stift Michaelbeuern), Abt Gerhard Hafner (Stift Admont) und Pater Vitus Weichselbaumer (Stift Seitenstetten). Als Wahlurne diente der Tassilo-Liutpirc-Kelch aus dem 8. Jahrhundert.
Er sei sicher, dass Eckerstorfer das Kloster Kremsmünster in eine gute Zukunft führen wird, sagte Altabt Ebhart über seinen Nachfolger. Die Mitbrüder würden ihn unterstützen und "Gottes Segen wird ihn begleiten. Das ist eine gute Basis des Vertrauens und für das gemeinsame Miteinander."
Nach der Amtseinführung wies der neue Abts darauf hin, dass das Stift Kremsmünster die Region seit über 1.200 Jahren geprägt habe. Eine große Tradition brauche aber immer wieder Innovation: "Wir müssen sehen, wie wir als Benediktiner den Schatz des Glaubens heute neu heben können ... So kann das Stift Kremsmünster weiterhin und verstärkt Kontaktstelle zu Gott sein und immer mehr werden."
Auch Abtprimas Schröder gratuliert
Der Abtprimas der Benediktiner, Jeremias Schröder, gratulierte Eckerstorfer unmittelbar nach dessen Wahl. Auch in seiner Funktion als Großkanzler von Sant'Anselmo gratuliere er dem neuen Abt und seiner Klostergemeinschaft in Kremsmünster. Mit Eckerstorfer übernehme "ein reifer Ordensmann mit klösterlicher Ernsthaftigkeit, theologischer Kompetenz und spiritueller Tiefe die Führung dieser ehrwürdigen Abtei". Er werde Stift Kremsmünster mit Herz, Umsicht und dem ihm eigenen Charme in die Zukunft führen, so Schröder.
Eckerstorfers Abgang in Sant'Anselmo hinterlasse eine nicht leicht zu füllende Lücke, so der Abtprimas weiter. Die Leitung der Universität werde an einen weiteren Österreicher, P. Laurentius Eschlböck vom Wiener Schottenstift, übergeben; ein neuer Rektor solle zeitnah ernannt werden. Schröder würdigte das Wirken des bisherigen Abts Ambros Ebhart. "Wir vertrauen darauf, dass die Abtei Kremsmünster auch in Zukunft die Aufgaben unserer Benediktinerfamilie in Rom und anderswo unterstützen wird."
Auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer gratulierte dem neuen Abt zu seiner Wahl und dankte Ambros Ebhart für seine 18-jährige Tätigkeit. "Sein Wirken reicht weit über die Grenzen Kremsmünsters hinaus", sagte Stelzer.
Studien in Österreich, USA und Rom
Bernhard Eckerstorfer wurde 1971 in Linz als zweites von drei Kindern von Brigitte und Walter Eckerstorfer, einem bei der Bauernversicherung tätigen Juristen, geboren und erhielt den Taufnamen Andreas. Er wuchs auf am Linzer Froschberg und besuchte später das diözesane Adalbert-Stifter-Gymnasium, wo sein Religionslehrer in ihm die Begeisterung für die Theologie weckte. Für seine Priester- und Ordenslaufbahn - auch seine jüngere Schwester Elischa (Taufname: Silvia) folgte einer geistlichen Berufung - entschied er sich jedoch erst viel später.
Zunächst machte Eckerstorfer nach der Matura ein Lehramtsstudium in Religion, Philosophie und Geographie in Salzburg und Wien, absolvierte dann ein zweijähriges theologisches Masterstudium in den USA am Mount Angel Seminary College im Bundesstaat Oregon. 1996 erhielt er den Magistertitel mit einer Arbeit in ökumenischer Theologie, studierte zeitweise auch in Rom und wurde 1999 an der Universität Salzburg mit einer Dissertation über den lutheranischen US-Theologen und Konzilsbeobachter George Lindbeck zum Doktor der Theologie promoviert. An seiner bisherigen Wirkungsstätte Sant'Anselmo war er schon während des Studiums sowie von 2001 bis 2003 als Postdoc tätig.
Auch wenn Eckerstorfer während der Studienzeit in einer Beziehung zu einer Frau lebte, festigte sich in ihm mit der Zeit der schon lange gehegte Wunsch, ins Kloster zu gehen. Die Entscheidung dazu traf er während seines Zivildienstes bei der Linzer Caritas in der Obdachlosenbetreuung. Im Jahr 2000 folgte der Eintritt ins Stift Kremsmünster, wo er den Ordensnamen Bernhard annahm. 2004 wurde er vom Linzer Bischof Maximilian Aichern, ebenfalls Benediktiner, zum Diakon geweiht, gleich wenig später bei der Amtseinführung von dessen Nachfolger Ludwig Schwarz kam er als guter Sänger zum Einsatz. Am 24. September 2005 empfing der Spätberufene schließlich vom austro-brasilianischen Bischof Richard Weberberger (1939-2010) in der Stiftskirche von Kremsmünster die Priesterweihe.
Jugendseelsorger, Krisenmanager, Theologe
In Kremsmünster machte sich Eckerstorfer einen Namen als begeisternder Jugendseelsorger und Initiator erfolgreicher Formate wie die Glaubensreihen "Treffpunkt Benedikt" für Jugendliche sowie "Mehrwert Glaube" für Erwachsene, die "Tage der Stille" oder große Jugendtreffen zu Christkönig, begleitete Jugendliche zu den Weltjugendtagen und bot geistliche Begleitung für junge Erwachsene. Die Liste der Funktionen, die er darüber hinaus im Kloster übernahm, ist lange: Er war Novizenmeister, Klerikermagister, lehrte am Stiftsgymnasium Italienisch, Religion, Geographie und Wirtschaftskunde, war Verantwortlicher für Berufungspastoral und auch Pressesprecher. Die letztgenannte Funktion war sehr herausfordernd in den für Kremsmünster besonders schwierigen Jahren der Missbrauchskrise, in der sich Eckerstorfer um größtmögliche Transparenz bemühte.
Auch wissenschaftlich blieb Eckerstorfer nach der Priesterweihe aktiv: Lange Zeit war er Redaktionsmitglied der benediktinischen Zeitschrift "Erbe und Auftrag" und lehrte ab 2013 Systematische Theologie an der Katholischen Universität Linz und ab 2014 Spirituelle Theologie an der Universität Salzburg. In der Diözese Linz war er bald schon der Sprecher der jungen Pfarrer - seine Zuständigkeit war die Pfarre Bad Hall - und er trat auch immer wieder auch bei den Ordensgemeinschaften auf Diözesan- und Österreichebene in Erscheinung, u.a. als Beteiligter an Delegationen bei Papst-Audienzen im "Jahr der Orden".
In weltweiter Ordenszentrale
Schrittweise wurde einer der früheren Studienorte Eckerstorfers, die Ordenshochschule in Rom, zum Lebensmittelpunkt des Benediktiners: Ab 2017 zum Beiratsmitglied ernannt, war er ab Oktober 2019 außerordentlicher Professor an der Theologischen Fakultät und wurde nur kurz darauf vom Professorenkollegium und Studierendenvertretern mit großer Mehrheit auch zum Rektor gewählt, ohne sich dafür beworben zu haben. Nach der Nominierung für dieses Amt durch den Großkanzler und Abtprimas Gregory Polan sowie nach der offiziellen Bestätigung durch die vatikanische Bildungskongregation wurde die Entscheidung der Bestellung für vier Jahre - sie wurde später um eine weitere Periode verlängert - am 16. Dezember 2019 bekanntgegeben. Mit 48 war der Benediktiner somit der jüngste unter den Rektoren römischer Universitäten.
In Sant'Anselmo leitete Eckerstorfer seit Jahresbeginn 2020 die Geschicke über rund 670 Studierende aus allen Kontinenten und 70 Nationen sowie 90 Professorinnen, Professoren und Lehrbeauftragte, wobei 40 Prozent der Lehrenden und zehn Prozent der Studierenden dem Benediktinerorden angehören. Studienfächer sind Philosophie und Theologie, zudem werden Spezialisierungen in Religionsphilosophie, Sakramententheologie, Theologiegeschichte und monastische Spiritualität angeboten. Eckerstorfer setzte sich in seiner Amtszeit für eine Schärfung des benediktinischen Profils und auch für mehr Frauen und Nichteuropäer an der Hochschule ein, zudem war infolge der Pandemie auch die technische Aufrüstung und Umstellung auf Online-Lehrbetrieb bestimmendes Thema.
Durch sein Wirken in Rom ist Eckerstorfer, der außer Deutsch, Italienisch und Englisch auch Französisch beherrscht, weltweit bestens vernetzt: Die Hochschule auf dem römischen Aventin-Hügel steht in engem Kontakt mit der Jerusalemer Benediktinerabtei Dormitio und anderen Hochschulen der Benediktiner in Ungarn, der Schweiz, Frankreich, den USA, Brasilien und Indien, und stellt auch deren Abschlussdiplome aus. Angeschlossen an die Hochschule ist ein Studienhaus, in dem Eckerstorfer mit Ordensbrüdern in einer Art Kloster lebt.
Papst-Berater und Kommentator
Auch an der vatikanischen Kurie war Eckerstorfer zuletzt beratend tätig: Am 11. Juni 2022 berief ihn Papst Franziskus zum Konsultor des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, die sich u.a. besonders um die Förderung des liturgischen Lebens und um die Organisation Eucharistischer Kongresse kümmert. Aufgrund seiner Rom-Expertise wurde der nunmehrige Abt auch als "Erklärer" sehr geschätzt. Bereits seit mehreren Jahren war er bei Papst-Ereignissen wie etwa zu Weihnachten, Neujahr und Ostern bewährter geistlicher Kommentator bei Live-Übertragungen des Österreichischen Rundfunks (ORF). In einer Serie der Linzer Kirchenzeitung stellte der Ordensmann seine Lieblingsorte aus der "Ewigen Stadt" vor - darunter die in der Armenfürsorge tätige Gemeinschaft Sant'Egidio im Stadtteil Trastevere, die er schon in Studienzeiten öfters aufgesucht hatte.
Hinsichtlich P. Eckerstorfers Lieblingsthemen empfiehlt sich ein Blick auf die lange Liste seiner Vorträge, Veröffentlichungen, theologisch-wissenschaftlichen Beiträge und Bücher, die zum Teil in Alltagssprache verfasst sind und sich auch an Jugendliche richten. Beschäftigte er sich in den ersten Jahren nach der Priesterweihe vor allem mit der Spiritualität der frühchristlichen Wüstenväter, rückten später die Entschleunigung, das Ordensleben, das Konzils-Jubiläum, Stift Kremsmünster und schließlich auch die Stadt Rom in den Mittelpunkt. Ein englischsprachiger Beitrag von P. Eckerstorfer über die Zukunft von Kirche und Orden für das US-Magazin "Horizon" wurde vom katholischen Presseverband der USA und Kanadas mit dem "Catholic Press Award 2016" ausgezeichnet, er trat aber auch als Herausgeber eines Jugendbreviers ("Oremus") in Erscheinung.