Erzbischof Anastasios mit 95 Jahren in Athener Krankenhaus verstorben - Begräbnis am 30. Jänner in Tirana - Patriarch Bartholomaios würdigt Verstorbenen als "Erneuerer und Reformer" der Kirche Albaniens
Athen, 27.01.2025 (KAP) Erzbischof Anastasios, Oberhaupt der Albanischen Orthodoxen Kirche, ist am Samstag im Alter von 95 Jahren verstorben. Aus aller Welt trafen seither Beleidskundgebungen und Würdigungen des Verstorbenen ein. Patriarch Bartholomaios I., Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, bezeichnete Anastasios u.a. als "Erneuerer und Reformer" der Kirche Albaniens: "Als das atheistische Regime in Albanien zusammenbrach, sandte ihn die Mutterkirche von Konstantinopel, um die Kirche Albaniens, die in Trümmern lag, wiederzubeleben und zu erneuern", so der Patriarch bei einer Trauerliturgie in Bischwiller bei Straßburg, wo sich Bartholomaios am Wochenende aufhielt.
Bartholomaios verwies auf die riesigen Herausforderungen bei der Wiederbelebung der Kirche in Albanien: "Ich erinnere mich an jene ersten Jahre, als er uns zwei oder drei ältere Priester in den Phanar brachte, abgemagert und erschöpft von den Jahren des Leidens unter dem Regime." Trotz dieser Herausforderungen habe Erzbischof Anastasios mit Gottes Gnade die Kirche Albaniens wieder aufgebaut. "Er weihte neue Geistliche, eröffnete ein Seminar und gründete Kirchen, Waisenhäuser, karitative Einrichtungen und sogar eine Universität", würdigte Bartholomaios den Verstorbenen.
Bereits seit dem 30. Dezember befand sich Erzbischof Anastasios wegen einer Virusinfektion in einem Krankenhaus in Tirana. Nachdem sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, wurde er am 2. Jänner mit einem Flugzeug der griechischen Luftwaffe von Tirana in das Evangelismos-Krankenhaus in Athen überstellt und dort notoperiert. Nachdem sich sein Zustand zwischenzeitlich stabilisierte, ist er schließlich an multiplem Organversagen verstorben.
Am Wochenende war der Leichnam des verstorbenen Erzbischofs in der orthodoxen Verkündigungskathedrale in Athen aufgebahrt, wo auch erste Trauerliturgien gehalten wurden. Einem dieser Gottesdienst stand Erzbischof Hieronymus von Athen, Oberhaupt der Orthodoxen Kirche Griechenlands, vor. Diesen Montag wird Anastasios nach Albanien überstellt. Ab Dienstag ist er in der orthodoxen Kathedrale von Tirana aufgebahrt, wo am Donnerstag das Begräbnis stattfinden wird. Dazu hat sich u.a. auch Patriarch Bartholomaios angesagt.
Zum Übergangsleiter der Albanischen Orthodoxen Kirche wurde vom Hl. Synod Metropolit Ioannis von Korca gewählt.
Erneuerer der Orthodoxie Albaniens
Anastasios war Erzbischof von Tirana, Durres und ganz Albanien und als solcher Primas und Oberhaupt der autokephalen Orthodoxen Kirche von Albanien. Er war im Juni 1992 von der Heiligen Synode des Patriarchats von Konstantinopel gewählt worden. Während der langjährigen Herrschaft des kommunistischen Diktators Enver Hoxha, in deren Verlauf es im Jahr 1967 zu einem Religionsverbot kam und Albanien zum atheistischen Staat erklärt wurde, war die Orthodoxe Kirche von Albanien nahezu vollständig zerstört worden, die damals noch in Albanien lebenden Priester wurden inhaftiert. Erst nach dem Sturz des kommunistischen Regimes 1990 konnten wieder öffentliche orthodoxe Gottesdienste gefeiert werden.
Erzbischof Anastasios, der bereits 1991 als Abgesandter des Ökumenischen Patriarchats in Albanien ankam, gelang es, zusammen mit nur sehr wenigen alten und gebrechlichen Priestern, die überlebt hatten, und den verbliebenen Laien die Orthodoxe Kirche von Albanien wieder aufzubauen. Während seiner Amtszeit hat Erzbischof Anastasios zudem auch zahlreiche bedeutende Initiativen in den Bereichen Gesundheit, Entwicklung, Nothilfe, Kultur, Ökologie und Friedensarbeit eingeleitet.
Der Erzbischof war stets ökumenisch engagiert, u.a. auch bei der Wiener Stiftung Pro Oriente. Von 1984 bis 1991 war er Vorsitzender der Kommission des Weltkirchenrates für Weltmission und Evangelisation. Von 2004 bis 2013 war Erzbischof Anastasios Präsident des Weltkirchenrates. Vor seiner Wahl zum Erzbischof von Albanien war er von 1981 bis 1990 Erzbischof von Ostafrika, wo er die orthodoxe Mission in Ostafrika organisierte und ausbaute. Von 1983 bis 1986 war er zudem Dekan der Theologischen Fakultät der Universität von Athen. Er ist Ehrenpräsident der World Conference of Religions for Peace (WCRP) und Ehrenmitglied des Kuratoriums von Pro Oriente.
Im Jahr 2020 verlieh ihm die katholische Fokolar-Bewegung im Aachener Dom den nach dem früheren Aachener Bischof benannten Klaus-Hemmerle-Preis, mit dem Persönlichkeiten geehrt werden, die sich als Brückenbauer ausgezeichnet haben und sich für den Dialog zwischen Kirchen, Religionen und Weltanschauungen engagieren.