Stift St. Florian wählt Nachfolger für Propst Holzinger
27.01.202511:36
(zuletzt bearbeitet am 27.01.2025 um 12:36 Uhr)
Österreich/Kirche/Orden/St.Florian/Propstswahl
Wahl am 6. Februar - Holzinger in "Oberösterreichischen Nachrichten": "Der neue Propst braucht Offenheit und Lernfähigkeit. Er muss Menschen mögen und die Gemeinschaft einen, nicht wie in der Welt, wo alle spalten"
Linz, 27.01.2025 (KAP) Am 6. Februar wählen die Chorherren vom Stift St. Florian einen neuen Propst. Dieser folgt auf Propst Johannes Holzinger (73), der das Stift 20 Jahre lang leitete. Die Wahl wird unter dem Vorsitz des Generalabts der österreichischen Kurienkongregation, Propst Eduard Fischnaller vom Südtiroler Stift Neustift bei Brixen, stattfinden. Einen Favoriten für die Nachfolge gibt es laut einem Bericht der "Oberösterreichischen Nachrichten" (Montag) nicht. "Der neue Propst braucht Offenheit und Lernfähigkeit. Er muss Menschen mögen und die Gemeinschaft einen, nicht wie in der Welt, wo alle spalten", zitierten die OÖN den scheidenden Propst Holzinger.
Die OÖN gaben auch Einblicke in das Wahlprozedere: Nach einer Messe zum Heiligen Geist und einer Ansprache des Generalabts bekommt demnach jeder Wahlberechtigte einen Stimmkamm mit den perforierten Namen aller Mitbrüder. Nur der eigene wird vorher entfernt, denn selbst kann man sich nicht wählen. In der Wahlzelle reißt der Mitbruder den Namen seines Favoriten heraus und steckt ihn in ein Kuvert, das er in die Wahlurne wirft - eine wertvolle 500 Jahre alte Urkundenlade. Wer die absolute Mehrheit erreicht, ist neuer Propst. Bei viermaliger Stimmengleichheit entscheidet der Zeitpunkt des Eintritts in den Orden.
Aktuell besteht die Gemeinschaft der Chorherren noch aus 23 Mitgliedern, der Altersdurchschnitt liegt aber bei über 70. Die Überalterung und der fehlende Nachwuchs sind deshalb auch zwei große Baustellen für den kommenden Propst. Zudem stehen große bauliche Maßnahmen an, wie die Renovierung der Turmhelme der Basilika und von 14 großen Fenstern im Marmorsaal. Auch um die Zukunft der Wirtschaftsbetriebe muss sich der Nachfolger kümmern. Es gibt rund 70 "weltliche" Angestellte, die etwa in der biologischen Landwirtschaft, der naturnahen Waldbewirtschaftung und dem Kultur- und Wirtschaftsbetrieb arbeiten.
Wechselvolle Geschichte
Das südöstlich von Linz gelegene Augustiner-Chorherrenstift Sankt Florian zählt zu den größten und bekanntesten Barockklöstern Oberösterreichs. Der Überlieferung nach wurde der erste bekannte Christ auf dem heutigen Gebiet Österreichs, der heilige Märtyrer Florian, nach seinem Tod im Jahr 304 auf dem heutigen Stiftsgelände bestattet. Die heute bestehende prachtvolle Klosteranlage - zu ihr gehört die Stiftsbasilika - entstand zwischen 1686 und 1750 unter den Baumeistern Carlo Antonio Carlone, Jakob Prandtauer und Johann Gotthard Hayberger.
Während der Ursprung des Stiftes nicht durch Quellen belegt ist, gehen erste schriftliche Zeugnisse einer Klosteranlage auf die Karolinger-Zeit um 800 zurück. 1071 belegte schließlich der Passauer Bischof Altmann die Priestergemeinschaft des Ortes mit der Chorherrenregel. Im 13. Jahrhundert wurde eine neue Kirche erbaut, 1289 starb die im Ruf der Heiligkeit stehende Inklusin Wilbirg. Ein weiteres markantes Ereignis war die Errichtung einer Klosterschule im 14. Jahrhundert, die bis 1807 bestand, als dem Stift bis 1848 die Leitung des Linzer Gymnasiums übertragen wurde.
Eine Unterbrechung im Klosterbetrieb gab es 1941, als die Gestapo das Stift beschlagnahmte und ab 1942 zum Sitz der NS-Reichsrundfunkgesellschaft ausbaute. Die ausgewiesenen Chorherren, die im Kloster Pulgarn bei Steyregg ihr Gemeinschaftsleben aufrechterhalten konnten, kehrten nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder ins Stift zurück. 33 Pfarren gehören heute zum Stift.
Musik hat in St. Florian hohen Stellenwert, verbunden vor allem mit dem Namen des Komponisten Anton Bruckner (1824-1896): Der "Musikant Gottes" war 1848 bis 1855 Stiftsorganist und wurde nach seinem Tod unter der "Brucknerorgel" in der Kirche bestattet. An ihn erinnern seit 1997 die internationalen "Brucknertage St. Florian". Deutlich länger - bereits seit 1071 - verfügt das Stift über einen Knabenchor, die "Florianer Sängerknaben", die ähnlich professionell geführt sind wie die Wiener Sängerknaben und rund 50 Sänger umfasst. St. Florian ist auch Austragungsort der OÖ-Stiftskonzerte und zahlreicher Orgelfestivals. (Infos: www.stift-st-florian.at)