Kämpfe im Osten des Kongo: Kirchliche Hilfswerke warnen
27.01.202514:35
Kongo/Ruanda/Konflikte/Hilfsorganisation/Kirche
Rebellen erobern Provinzhauptstadt Goma - Hilfsorganisationen berichten von Panik und Verzweiflung unter der Bevölkerung vor Ort
Bonn, 27.01.2025 (KAP/KNA) Kirchliche Mitarbeiter machen Ruanda für das neuerliche Aufflackern eines Dauerkonflikts im Herzen Afrikas verantwortlich. Am Montag meldeten die von der Regierung in Kigali unterstützten M23-Milizen die Eroberung der Provinzhauptstadt Goma im benachbarten Kongo. Wie das deutsche kirchliche Hilfswerk Misereor in Aachen unter Berufung auf Partner vor Ort mitteilte, breiteten sich seitdem Panik und Verzweiflung unter der Bevölkerung vor Ort aus. Die Organisation "Kirche in Not" wirft den Milizen zudem vor, Friedensverhandlungen mit der Demokratischen Republik Kongo im Sinne Ruandas zu boykottieren.
"Die aktuelle Situation in und rund um Goma ist chaotisch", so die Misereor-Expertin für die Demokratische Republik Kongo, Astrid Meyer. Schon seit Jahresbeginn seien über 400.000 Menschen aufgrund des Konfliktes zwischen M23-Milizen und der kongolesischen Armee nach Goma geflohen. Deren Situation sei nun dramatischer denn je. "Ruandas aggressives Vorgehen im Ost-Kongo muss in aller Deutlichkeit verurteilt und mit allen politischen Mitteln sanktioniert werden. Die Menschen im Osten des Kongos fühlen sich mehr denn je allein gelassen - sowohl von der eigenen Regierung wie auch von der internationalen Gemeinschaft", betonte Meyer. Regierungen international müssten darauf hinwirken, die Verantwortlichen in Ruanda und dem Kongo zu Verhandlungen zu bewegen.
Laut "Kirche in Not" liegt das Interesse Ruandas an der Region in den dortigen Bodenschätzen. Nord-Kivu habe Vorkommen von Gold, Diamanten, Kobalt und Coltan, hieß es. Dies seien wichtige Rohstoffe, zum Beispiel für die Elektro- oder Fahrzeugindustrie. Der Nordosten der Demokratischen Republik Kongo wird laut Mitteilung seit Jahren von bewaffneten Gruppen heimgesucht. "Kirche in Not" sprach von der am längsten dauernden humanitären Krise Afrikas. Schätzungen zufolge befinden sich bis zu 2,8 Millionen Menschen in der Region auf der Flucht. Auch kirchliche Einrichtungen seien wiederholt angegriffen worden.
Friedenssitzung abgesagt
Ruanda fördere die Miliz M23, erklärte der aus Portugal stammende Missionar Pater Marcelo Oliveira für "Kirche in Not". Die Miliz gelte als Urheber zahlreicher Gewaltakte an der Zivilbevölkerung. "Sie massakrieren und foltern weiterhin Menschen, die von einem Ort zum anderen ziehen." Eine für 15. Dezember anberaumte Friedenssitzung unter Vermittlung Angolas sei nicht zustande gekommen, weil die Vertreter der ruandischen Seite abgesagt hätten, so Oliveira weiter. "Sie suchen ständig nach Vorwänden, um fernzubleiben, und so setzt sich der Krieg endlos fort."
Auch am vergangenen Weihnachtsfest sei die im Rahmen des sogenannten Luanda-Prozesses vereinbarte Waffenruhe gebrochen worden, fügte der Pater hinzu. Für die Bewohner von Nord-Kivu sei Weihnachten "eine Zeit der Angst und Unsicherheit" gewesen: "Viele Menschen wurden vertrieben. Einige Gemeinden sind inzwischen Geisterdörfer. Die Menschen haben keinen Zugang zu den nötigsten Dingen."