Orthodoxer Ökumenischer Patriarch sprach in Straßburg vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
Straßburg, 28.01.2025 (KAP) Zum Einsatz für Frieden und Einheit in einer zunehmend polarisierten Welt hat das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen weltweit, Patriarch Bartholomaios I., in einer Rede vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates aufgerufen. Politische und religiöse Führer könnten den Menschen neue Hoffnung geben, indem sie gemeinsam darauf hinarbeiten, den "Kindern eine bessere Welt zu hinterlassen als die, die wir geerbt haben", sagte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel am Montag in Straßburg. "Eine Welt, in der Konflikte und Kriege keine Mittel sind, um Streitigkeiten und Spaltungen zu lösen; in der alle Religionen und alle Ethnien unterschiedslos respektiert werden; in der es genug Liebe als Muttersprache der gesamten Menschheit gibt; und in der die Natur geschützt wird."
Menschen hätten als soziale Wesen die Ressourcen des Planeten zu teilen, seien füreinander verantwortlich und einander rechenschaftspflichtig, so der Patriarch. "Wir leben in einer globalen Gemeinschaft, und als solche teilen wir gemeinsame Werte, die über nationale, politische, religiöse, ethnische oder kulturelle Grenzen hinausgehen", erinnerte Bartholomaios. Dieses ethische Bewusstsein beruhe nicht nur auf religiösen Überzeugungen, sondern auf der universellen Würde aller Menschen, so der Patriarch.
In einer Welt, die sich als "zunehmend gespalten und entzweiend" erweise, gelte es, "Brücken des Friedens und der Einheit sowie des Miteinanders und der Zusammenarbeit zu bauen". Niemand könne so tun, als würde der Rest der Welt nicht existieren; diese gelte in Fragen von Konflikten genauso wie bei Ungerechtigkeit, Wirtschaft, Ökologie oder Flucht und Migration.
Auf Fragen der anwesenden Abgeordneten zu den Entwicklungen im Nahen Osten hin brachte der Ökumenische Patriarch nach Angaben des griechischen Online-Magazins "Protothema" auch seine Sorge über das Überleben des Christentums im Nahen Osten zum Ausdruck. Zum Krieg Russlands in der Ukraine würdigte Bartholomaios laut dem Bericht die Opfer, die das ukrainische Volk "in seinem Kampf um Unabhängigkeit und Religionsfreiheit" gebracht habe.
Gemeinsam mit Papst Franziskus nach Nicäa
Thema der Fragen an Bartholomaios nach seiner Rede waren auch die ökumenischen Beziehungen zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche und die Vorbereitungen zum 1.700. Jahrestag des Konzils von Nicäa, wie "Vatican News" berichtete. Erneut kündigte der Ökumenische Patriarch an, dass er im Mai gemeinsam mit Papst Franziskus an einer Pilgerreise nach Iznik (ehemals Nicäa) teilnehmen wolle. Die Reise sei ein Ausdruck des gemeinsamen Engagements zur Förderung der Versöhnung.
In Nicäa (heute Iznik in der Türkei) wurde 325 das zentrale christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Es sei "ein Beweis für unser gemeinsames theologisches Erbe", betonte Bartholomaios in Straßburg. Dieses Erbe motiviere zu verstärkten Bemühungen um die Wiederherstellung der Einheit zwischen Ost- und Westkirche.
Einen genauen Termin sowie eine offizielle Bestätigung der Papstreise in die Türkei durch den Vatikan gibt es bis dato nicht. Eine diplomatische Delegation aus Rom war laut Medienberichten vom Jahreswechsel aber bereits zur Vorbesichtigung in Iznik.