Kirchen gewinnen laut aktueller Umfrage insgesamt an Ansehen - Insbesondere Mehrheit von Gläubigen der lange mit Moskau verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche beklagt aber mangelnde Religionsfreiheit
Kiew, 29.01.2025 (KAP/KNA) In der Ukraine steht es laut einer von der Konrad-Adenauer-Stiftung finanzierten Umfrage nicht gut um die Religionsfreiheit. Der laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag in Kiew präsentierten Studie zufolge sind 38 Prozent der Bevölkerung der Meinung, Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie die Gleichheit der Religionen seien in ukrainischen Gesetzen verankert, würden aber nicht umgesetzt. 40 Prozent widersprachen dieser Einschätzung.
Das ukrainische Meinungsforschungsinstitut Rasumkow-Zentrum befragte für die Studie Ende Oktober 2024 rund 2.000 Erwachsene in allen von Kiew kontrollierten Regionen des Landes. Das Institut wollte auch wissen, wie die Bürgerinnen und Bürger zu der Aussage stehen: "Es besteht volle Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie Gleichheit der Religionen vor dem Gesetz in der Ukraine." 63 Prozent stimmten zu, jeder vierte Befragte antwortete aber mit "Nein". Das sind acht Prozentpunkte mehr als 2020 und ein neuer Rekord.
Gläubige der UOK fallen auf
Die Gläubigen der früher zum Moskauer Patriarchat gehörenden Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) stechen dabei hervor. Eine Mehrheit von ihnen beklagt den Angaben zufolge, dass es keine Religionsfreiheit in der Ukraine gebe. Der Hintergrund: Behörden des Landes gehen seit vielen Monaten gegen die UOK vor und entzogen ihr Kirchengebäude. Das ukrainische Parlament hatte überdies angesichts des russischen Angriffskriegs im August 2024 ein spezielles Gesetz verabschiedet. Es sieht vor, dass bei Gericht - jeweils für eine bestimmte religiöse Gemeinde oder Organisation - ein Verbot wegen Verbindungen zu Russland beantragt werden kann. Bis heute gab es allerdings keinen solchen Antrag.
Weit verbreitet ist in der Ukraine laut der Studie die Ansicht, Religionsgemeinschaften nutzten ihre Rechte und Freiheiten missbräuchlich. 40 Prozent sind dieser Überzeugung, 33 Prozent sind gegenteiliger Meinung.
Kirchen gewinnen an Ansehen
Die christlichen Kirchen in der Ukraine haben indes laut der Umfrage an Ansehen in der Bevölkerung gewonnen. 62,5 Prozent vertrauten im Oktober 2024 "der Kirche". 2023 waren es 59,2 Prozent. Nach bestimmten Konfessionen wurde dabei nicht gefragt. 43 Prozent gaben an, "die Kirche" sei eine moralische Autorität der Gegenwart. 38 Prozent verneinten dies. Eine deutliche Mehrheit der Befragten erklärte zudem, die Kirche spiele eine positive Rolle in der ukrainischen Gesellschaft.