Drei Tage ist der Papst im Libanon. Er kommt als Friedensbotschafter in ein von Kriegen und Krisen geplagtes Land. Sein Wort hat dort großes Gewicht, Christen sind im Libanon wichtiger als in anderen arabischen Ländern.
Beirut , 30.11.2025 (KAP) Papst Leo XIV. ist am frühen Sonntagnachmittag (Ortszeit) in Beirut gelandet. Zum Auftakt seines knapp dreitägigen Aufenthalts im Libanon stehen am Sonntag vor allem politische Gespräche auf dem Programm. Er wolle eine Botschaft des Friedens in die Region bringen, hatte der Papst vorab erklärt. Das benachbarte Israel attackiert unterdessen weiterhin die islamistischen Milizen im Südlibanon und im Gazastreifen.
In der libanesischen Hauptstadt führt der Papst am Sonntagnachmittag Gespräche mit den politischen Repräsentanten der drei größten Religionsgemeinschaften. So trifft er Staatspräsident Joseph Aoun, einen Christen, den schiitischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri und den sunnitischen Regierungschef Nawaf Salam. Am Abend hält der Papst im Präsidentenpalast eine Rede vor Repräsentanten aller politisch-konfessionellen Fraktionen des Landes.
Religion und Politik sind eng verknüpft
Am Montag sind zunächst Begegnungen mit maronitischen Gläubigen und Klerikern geplant. Sie gehören zur katholischen Kirche und bilden die größte christliche Konfession im Land. Am Nachmittag steht ein interreligiöses Gebetstreffen auf dem Programm. Daran nehmen muslimische und christliche Geistliche sowie Vertreter kleinerer Glaubensgemeinschaften teil. Da sich im Libanon gemäß der Verfassung die Religionsgemeinschaften die Macht teilen, haben solche Zeremonien auch große politische Bedeutung.
Am Montagabend will der Papst am Sitz des maronitischen Patriarchen zu christlichen Jugendlichen sprechen. Es wird erwartet, dass er sie auffordern wird, trotz Konflikten und schweren wirtschaftlichen Krisen weiter im Land zu bleiben.
Gelegenheit für eine wegweisende Predigt
Den größten Massenauftritt in Beirut hat Leo XIV. am Dienstagmittag. In der Nähe des Hafens will er vor rund 100.000 Menschen bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel predigen. Frühere Päpste hatten bei vergleichbaren Gottesdiensten in Beirut programmatische Ideen für Religion und Politik im Libanon formuliert.
Zuvor sind am Dienstag ein Besuch in einem katholischen Krankenhaus sowie eine Gedenkzeremonie am Hafen von Beirut vorgesehen. Dort kamen im August 2020 bei einem Explosionsunglück mehr als 200 Menschen ums Leben, etwa 7.000 wurden zum Teil schwer verletzt.
Am Dienstagabend wird Papst Leo XIV. nach seiner ersten Auslandsreise in Rom zurückerwartet. Auf dem Flug von Beirut nach Rom hat er erstmals Gelegenheit zu einer "fliegenden Pressekonferenz", von der sich die Medien Aufschlüsse über weitere Pläne des Papstes in seinem ersten Amtsjahr erwarten.