Leo XIV. ruft Libanesen zu Versöhnung und zum Bleiben auf
30.11.202517:57
Österreich/Religion/Papst/Diplomatie/Krieg
Seit Jahrzehnten leidet der Libanon an inneren und äußeren bewaffneten Konflikten. Der Papst versucht, dem mit einer Botschaft des Friedens zu begegnen. Und er nimmt die Politiker in die Pflicht.
Beirut, 30.11.2025 (KAP) Mit einem eindringlichen Aufruf zum Einsatz für Frieden, Versöhnung und Gemeinwohl hat Papst Leo XIV. am Sonntag seinen Besuch im Libanon begonnen. Bei einer Rede im Präsidentenpalast von Beirut versprach das Kirchenoberhaupt den anwesenden Politikern als Belohnung eine "besondere Seligkeit, wenn Sie von sich sagen können, dass Sie das Ziel des Friedens über alles andere gestellt haben."
Die Libanesen seien "ein Volk, das nicht untergeht, sondern angesichts von Prüfungen stets den Mut findet, sich neu zu erheben", betonte der Papst und fuhr fort: "Sie haben stark gelitten (...) unter der Radikalisierung verschiedener Gruppierungen und unter Konflikten: Aber Sie haben immer wieder einen Neuanfang gewollt und geschafft".
Um wirklichen Frieden zu erreichen, sei es nötig, den "beschwerlichen Weg der Versöhnung" zu gehen. Es gebe "persönliche und kollektive Wunden, deren Heilung viele Jahre, manchmal ganze Generationen erfordert". Eine Kultur der Versöhnung bedürfe "der Autoritäten und Institutionen, die das Gemeinwohl über das Partikularwohl stellen", mahnte der Papst die Anwesenden.
Mit Nachdruck forderte der Papst die Libanesen auf, in ihrem Land zu bleiben, "auch wenn dies Opfer erfordert". Die Kirche wolle, "dass niemand zur Auswanderung gezwungen wird und dass jeder, der dies wünscht, sicher zurückkehren kann". Der Papst rief die anwesenden Politiker auf, alles zu tun, "damit insbesondere die jungen Menschen sich nicht gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen".
Besonders hob der Papst die Rolle der Frauen beim "mühsamen und geduldigen Engagement für die Bewahrung und den Aufbau des Friedens" hervor und sagte: "Selig sind die Friedensstifterinnen und selig sind die jungen Menschen, die bleiben oder zurückkehren, damit der Libanon weiterhin ein Land voller Leben ist".
Vor seiner Rede, bei der zahlreiche amtierende und ehemalige Staats-, Regierungs- und Parlamentschefs des Libanon anwesend waren, hatte der Papst mehrere Repräsentanten aus Staat, Parlament und Politik getroffen. Er sprach unter anderem mit Staatspräsident Joseph Aoun, einem Christen, dem schiitischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri und dem sunnitischen Regierungschef Nawaf Salam.
Trotz starken Regens hatten Tausende Menschen die Straßen von Beirut gesäumt, auf denen der Papst in einer langen Wagenkolonne vom Flughafen zum Präsidentenpalast gekommen war. Auf einem selbstgemalten Transparent war zu lesen: "Where the Pope walks, Peace follows".