KAÖ-Vizepräsident Thomas Immervoll (KAÖ) warnt zum Tag der Menschen mit Behinderungen vor Folgen "aussondernder Pädagogik" für Betroffene und Gesellschaft
St. Pölten, 02.12.2025 (KAP) Scharfe Kritik an der Rückkehr der Sonderschulen in Oberösterreich hat die Katholische Aktion (KAÖ) geäußert. Es handle sich dabei um eine "eklatante Fehlentwicklung", erklärte KAÖ-Vizepräsident Thomas Immervoll in einer Aussendung aus Anlass des Welttags der Menschen mit Behinderung (3. Dezember). "Sonderschulen sind ein bildungspolitischer Rückschritt, weil sie - wie ihr Name schon sagt - Kinder und Jugendliche aussondert, statt gesellschaftlich inkludiert", so Immervoll. Statt Sonderschulen zu bauen, sollten die finanziellen Mittel besser dem Ausbau von Stunden für den inklusiven Unterricht zugedacht werden.
In Oberösterreich sind zwei neue Sonderschulen geplant, im Bezirk Perg sowie südlich von Linz, mit voraussichtlichem Betriebsstart im Schuljahr 2029/30. Als Begründung wird ein prognostizierter Mehrbedarf an sonderpädagogischen Plätzen genannt sowie der Wunsch von Eltern, ihre Kinder nicht in der Regelschule unterrichten zu lassen. Kritiker warnen jedoch, dass damit das gemeinsame Schulsystem aufgegeben wird und Österreich seine Verpflichtung zur inklusiven Bildung gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention untergrabe.
Dieser Kritik schließt sich auch die KAÖ an: "Wenn qualitätsvolle Inklusion an Schulen noch nicht ausreichend etabliert ist, darf das nicht zu weiteren Kürzungen in einem ohnehin schon unterfinanzierten Bereich führen", so Immervoll, der hauptberuflich an der University of Applied Science St. Pölten im Department Soziales tätig ist. Durch Streichung von Förderprogrammen laufe die Gesellschaft Gefahr, Menschen mit Behinderungen wieder vermehrt an den Rand zu drücken, statt ihnen die volle Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben zu ermöglichen, heißt es in der Aussendung.
Immervoll forderte eine "volle Umsetzung der Behindertenrechtskonvention". Menschen mit Behinderungen sollten "in der Mitte der Gesellschaft stehen, nicht abseits", was für die Schule ebenso gelte wie für das Arbeitsleben, jedoch auch für das Zusammenleben in der Kirche. Hinsichtlich des Rechts auf Teilhabe jedes Menschen und auf ein Leben in Würde sei zwar vieles schon erreicht, "aber der Weg ist noch weit", erst recht da schon erreichte Inklusion in Zeiten von Sparmaßnahmen zunehmend unter Druck gerate. Daran erinnere der seit 1993 gefeierte Welttag am 3. Dezember: Er schärfe weltweit das Bewusstsein und sensibilisiere für Probleme und Anliegen von Menschen mit Behinderungen.
Diözesansportgemeinschaft Österreich besorgt wegen Sparmaßnahmen in den Diözesen - Vorsitzender Eppensteiner: Bedeutung der Sportpastoral für Gemeinschaft und Kirchenbindung nicht aufs Spiel setzen
Caritas-Präsidentin Tödtling-Musenbichler zum Welttag der Menschen mit Behinderung: Österreich von Inklusions-Soll weit entfernt, Sonderschulen kein zukunftsweisender Weg
Caritas-Interessenvertreter fordern konsequente Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention - Caritasdirektor Schwertner: Jüngste Sparmaßnahmen treffen auch Menschen mit Behinderung - Bereichsleiterin Benczur-Juris: Inklusion ist kein nettes Extra, sondern ein Menschenrecht
Festwochenende in Klagenfurt mit Selbstverpflichtung zu weiterem Beitragen zu Respekt und Gemeinschaft - Präsident Eppensteiner: Barrierefreiheit muss ausgebaut werden