Stimmen zur Nahost-Friedensmission von Papst Leo XIV. - Von Kathpress-Korrespondentin Sabine Kleyboldt
Beirut, 02.12.2025 (KAP) Für Joseph Farchakh ging am Dienstag ein Abenteuer zu Ende. Als Anchorman des Fernsehsenders "Lebanese Broadcasting Corporation" (LBC) war er bei der ersten Auslandsreise von Leo XIV. im Medientross mit im Papst-Flieger. Die Reise des Kirchenoberhaupts sah er als Libanese mit anderen Augen als die meisten anderen der rund 80 mitreisenden Medienleute im Papstflieger.
Schon der Empfang, den man Leo XIV. im Libanon bereitete, sei besonders gewesen. "Obwohl es hier oft regnete, waren die Straßen immer voll mit Leuten, die den Papst sehen wollten", so der Korrespondent. "Die Menschen sehnen sich nach dieser Bestärkung. Nicht nur wegen des Krieges seit Oktober 2023, sondern weil wir seit 2019 in einer massiven ökonomischen Krise sind. Daher ist der Besuch des Papstes das Zeichen, auf das wir gewartet haben." Davon zeugt auch das Medieninteresse: Über 1.000 Journalisten waren in den Libanon gekommen, trotz Akkreditierungsproblemen.
Die nicht aufgeklärte Hafen-Explosion
Mit den Auftritten des Papstes ist der Journalist sehr zufrieden. "Seine drei Schlüsselworte sind Frieden, Einigkeit, Gerechtigkeit für den Libanon, denn ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden." Die Kardinalfrage für Farchakh: Wer verursachte die Hafen-Explosion vom August 2020 in Beirut, bei der 214 Menschen getötet, Tausende verletzt und zahllose Gebäude zerstört wurden. Die Ermittlungen müssten endlich weitergehen, bekräftigt er eine Forderung des Papstes. "Wir warten noch immer auf Gerechtigkeit. Verzögerte Gerechtigkeit ist verweigerte Gerechtigkeit." Leo mahnte bei seiner Reise, fehlende Aufklärung könne zum Trauma für ganze Generationen werden.
Der Beiruter Jesuit Samir Bechara hofft bei diesem Thema auch auf die seit Februar amtierende Regierung. "Mit dem guten Willen der Politik wird die Einigkeit in unserem Volk gestärkt werden. Denn unser Reichtum liegt in unserer Pluralität", so der libanesische Ordensmann, der an der Université Saint-Joseph in Beirut lehrt.
Hisbollah-Miliz als Problem
Dazu müsse allerdings die islamistische Hisbollah-Miliz in ihre Schranken gewiesen werden. "Sie wird vom Iran unterstützt und ist damit die Stimme eines Landes, das die USA bekämpft. Damit findet der Krieg der großen Länder in unserem kleinen Libanon statt", so der 68-Jährige. "Das ist sehr tragisch." Notwendig sei die Entwaffnung der Hisbollah. "Sie sollten der Regierung die Möglichkeit lassen, zu regieren - ohne militärisches Störfeuer."
Frank Wiegandt, Nahostbeauftragter des deutschen kirchlichen Hilfswerks Misereor, lebt seit etwa einem Jahr im Libanon. "Das Krankenhaus, das Leo XIV. am Dienstagmorgen besucht hat, ist mit einer von Misereor gespendeten Solaranlage ausgestattet", sagt Wiegandt, der für Libanon, Irak, Jordanien und Syrien zuständig ist. Das Bischöfliche Hilfswerk hat viele Projektpartner in der Region und hilft auch Geflüchteten.
"Die Libanesen, ob Christen oder Nicht-Christen, sind alle sehr gläubig und haben großen Respekt vor dem Papst", erläutert der Fachmann. "Sie sind voller Hoffnung und Zuversicht, trotz der vielen Probleme. Der Papstbesuch ermutigt viele, weiterzumachen, resilient zu bleiben, die Krise zu bewältigen und auch im Lande zu bleiben", greift er eine wichtige Forderung Leos auf, auf die er gerade die Jugend im Land am Montagabend eingeschworen habe. "Leos Botschaft ist Zuversicht und Mut für die Zukunft." Seine Reden seien genau in diesem Sinne gewesen und sehr gut aufgenommen worden.
Ein Stachel im Fleisch bleibe nicht nur die bislang unvollständige Entwaffnung der Hisbollah, sondern auch die Hafenexplosion von 2020. Leo nahm sich am Dienstag Zeit, um am Ort der Katastrophe zu beten und Angehörige zu trösten. Dafür seien die Menschen sehr dankbar.
Vor allem aber komme es auf die Jugend an: "Sie sollen unbedingt bleiben, um ihre Heimat zu unterstützen." Ob der Papstbesuch wirklich etwas verändert hat, wird sich zeigen, meint der Journalist Farchakh: "Das Entscheidende ist, was am Ende folgt. Die Reise darf nicht reine Symbolik bleiben."