Internationale Fachtagung "Who Is Afraid of Gender? Identitarianism in Service of State Power" untersucht, wie Gender-Debatten staatliche Macht- und Identitätspolitiken prägen - Internationale Vortragende
Wien, 03.12.2025 (KAP) Warum "Gender" zum politischen Kampfbegriff geworden ist, wie anti-gender Bewegungen staatliche Machtstrategien stützen und welche Folgen dies für Wissenschaft und Gesellschaft hat: Diesen Fragen widmet sich das 9. Religionspolitologische Forum, das von 4. bis 5. Dezember im Benediktinerstift Melk (NÖ) stattfindet. Die Tagung unter dem Titel "Who Is Afraid of Gender? Identitarianism in Service of State Power" bringt internationale Expertinnen und Experten aus Theologie, Religionswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Geschichte und Medienforschung zusammen. Diskutiert werden u. a. die symbolische Wirkmacht des Begriffs "Gender", mögliche Gefährdungen akademischer Freiheit, nationale und religiöse Interessenlagen sowie autoritäre Nutzungsmuster geschlechterpolitischer Diskurse.
Der heurige Schwerpunkt reagiere auf Entwicklungen, die den Begriff "Gender" weit über akademische Kontexte hinaus zu einem Symbol politischer Auseinandersetzung gemacht haben, heißt es vonseiten der Initiatoren. Organisiert wird der Workshop von der Universität Wien - konkret dem Research Centre for Religion and Transformation sowie der Forschungsgruppe "Gender, Scripture and Psychoanalysis" - und der Universität Innsbruck unter der Leitung von Katerina Koci und Dietmar Regensburger. Austragungsort ist das Gästehaus des Benediktinerstifts Melk.
Politische Entwicklungen
Der thematische Schwerpunkt sei in diesem Jahr von besonderer Dringlichkeit, so die Plattform. Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und seine politisch orchestrierte Kampagne gegen Gender Studies hätten die Auseinandersetzung um "Gender" weit über den akademischen Rahmen hinaus in gesellschaftliche und politische Debatten verschoben. Vergleichbare Anti-Gender-Kampagnen europäischer autoritärer Akteure verdeutlichen, wie stark die Thematik für Identitätspolitik, Machtfragen und nationale Erzählungen instrumentalisiert wird.
Das Religionspolitologische Forum versammele daher Vortragende aus verschiedenen Universitäten - wie Cambrige (USA), Innsbruck, Wien, Berlin und Debrecen - sowie Disziplinen, die das Phänomen von unterschiedlichen Perspektiven beleuchten werden: unter anderem aus kunsthistorischer, religionssoziologischer und systematisch-theologischer Perspektive.
Das zweitägige Programm umfasst Panels zu religiösen und politischen Gender-Narrativen, kunsthistorischen und systemtheologischen Perspektiven sowie eine Buchpräsentation zu "Constitutional Intolerance" von Marietta van der Tol (Cambridge). Weitere Vortragende sind Sigrid Rettenbacher (Linz), Gionathan Lo Mascolo (Berlin) und Michaela Quast-Neulinger (Innsbruck). Die Tagung wird u.a. vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanziert.