Caritas, AG Globale Verantwortung, KOO und Jugend Eine Welt: Internationale Klimaprojekte, Zahlungen an World Food Programme und Aufforstungsvorhaben betroffen - Appelle an Minister Totschnig
Wien, 16.12.2025 (KAP) Kirchliche Hilfsorganisationen und NGO-Dachverbände warnen vor einem Rückzug Österreichs aus der internationalen Klimafinanzierung und appellieren an die Bundesregierung - insbesondere an Klimaschutz- und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) - bereits budgetierte Mittel rasch freizugeben. Zurückgehaltene Gelder gefährdeten Ernährungssicherheit, Klimaschutzprojekte und Menschenleben, hieß es am Dienstag von Caritas Österreich, der AG Globale Verantwortung, der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) sowie dem Hilfswerk Jugend Eine Welt. "Untätigkeit können wir uns nicht leisten", meinte Caritas-Vizepräsident Alexander Bodman und kritisierte den "Mangel an politischem Willen".
Die Caritas Österreich kritisierte, dass für 2025 bislang keine neuen Ausschreibungen für internationale Klimaprojekte des zuständigen Ressorts veröffentlicht wurden, obwohl entsprechende Mittel vorgesehen seien. Zudem stehe die Fortführung der langjährigen Partnerschaft mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) in Höhe von rund 20 Millionen Euro jährlich ebenso in Frage wie der Pflichtbeitrag von 1,5 Millionen Euro.
"Wer jetzt Klimafinanzierung blockiert, handelt verantwortungslos - gegenüber den heute am stärksten betroffenen Menschen und gegenüber zukünftigen Generationen", so Bodmann wörtlich und forderte die Bundesregierung zu einem sofortigen Kurswechsel auf. Aktuell würde der Klimawandel besonders die vulnerabelsten Länder und Bevölkerungsgruppen unvergleichlich härter treffen: "Über 80 Prozent der von Extremereignissen betroffenen Menschen leben in fragilen, von Konflikten geprägten Regionen", so die Caritas. Die Folgen seien Dürren, Überschwemmungen und der Verlust fruchtbarer Böden, was wiederum Hunger, Konflikte und Vertreibung verschärfen würde.
Ähnliche Bedenken äußerten die AG Globale Verantwortung und die KOO: So seien Zuschüsse für bilaterale Klimaprojekte im Globalen Süden in einer Größenordnung von bis zu 15 Millionen Euro gestrichen worden. Auch aus dem Klima- und Energiefonds seien bis Jahresende keine neuen Mittel für Forschung, Emissionsminderungs- und Anpassungsmaßnahmen ausgeschrieben worden. "Jeder Rückbau im Umwelt- und Klimaschutz und damit einhergehender Expertise hat schwerwiegende Folgen, die um ein Vielfaches teurer sind und rücksichtslos gegenüber heutigen und nachfolgenden Generationen", mahnte Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung.
Kritik übte Wank konkret an Landwirtschaftsminister Totschnig, der sich "als Minister der österreichischen Bäuer*innen" inszenieren, aber dabei übersehe, "dass sie gleichermaßen auf stabile klimatische Bedingungen und intakte Anbauflächen angewiesen sind".
Stopp befeuert Schuldenkrise
KOO-Klimaexperte Martin Krenn verwies auf das Verursacherprinzip als moralische Grundlage in der Klimafinanzierung: Angesichts vergleichsweise hoher Pro-Kopf-Emissionen trage Österreich eine besondere Verantwortung, ärmere Länder bei der Bewältigung der Klimakrise zu unterstützen. Viele Staaten des Globalen Südens müssten bereits mehr als zehn Prozent ihrer Staatseinnahmen für Schuldendienste aufwenden, "dadurch fehlen notwendige Gelder für eine nachhaltige Entwicklung und die Schuldenkrise wird weiter befeuert". Zuschüsse würden im Gegensatz dazu Zuschüsse sicherstellen, dass die österreichische Regierung dem Verursacherprinzip wirklich gerecht wird und Zukunftschancen für gefährdete Menschen ermöglicht.
Wiederaufforstungsprojekte vor Aus
Konkret betroffen sind nach Angaben der Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt unter anderem Wiederaufforstungsprojekte in Ecuador. Nach der Streichung der zugesagten Mittel für internationale Klimaprojekte stünden geplante Aufforstungen von zunächst rund 1.000 Hektar Regenwald vor dem Aus. Damit gingen nicht nur wichtige CO-Speicher verloren, sondern auch Lebensgrundlagen und Ernährungssicherheit indigener Gemeinschaften, warnte Geschäftsführer Reinhard Heiserer.
Heiserer appellierte daher ebenfalls an Bundesminister Totschnig, die gestrichenen bzw. ausstehenden Mittel für 2025 im Folgejahr auszuschütten und auch für die kommenden Jahre zu budgetieren. "Das Pariser Klimaabkommen, das Regierungsprogramm und das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027 verpflichten Österreich dazu, Länder des Globalen Südens beim Erreichen der Klimaziele zu unterstützen. Die Streichung der finanziellen Mittel ist ein fatales Zeichen und schadet Österreichs Glaubwürdigkeit. Bundesminister Totschnig darf sich beim Thema Klimaschutz nicht der Verantwortung entziehen", so Heiserer abschließend.