Aufführung mit oft Dutzenden Beteiligten im Rahmen von Krippenandachten am Heiligabend oder als adventliche Besinnung - Enormes ehrenamtliches Engagement der Darsteller und Helfer
Wien, 16.12.2025 (KAP) Ein fester Bestandteil der Advent- und Weihnachtszeit sind in vielen Pfarren Österreichs auch heute noch die Krippenspiele. Jahr für Jahr werden die für Kinder und Jugendliche adaptierten Bühnenstücke mit großem ehrenamtlichem Engagement vorbereitet, mit oft mehreren Dutzend Beteiligten und begleitet von Musik, einfachen Bühnenbildern und großer Unterstützung aus den Pfarrgemeinden, sowie einem großen Ziel: das Geschehen der Geburt Christi miterlebbar zu machen. Aufgeführt wird zumeist am Heiligabend im Rahmen der Kinderkrippenandacht, mitunter aber auch bereits in der Adventzeit oder in den Tagen bis Dreikönig.
Ein eindrucksvolles Beispiel liefert das Krippenspiel der Teilgemeinde St. Markus in der Wiener Pfarre Dreifaltigkeit (21. Bezirk, Marco-Polo-Platz 8), wo die Tradition schon seit 26 Jahren besteht und nur in den Coronajahren pausierte. Diakon Zlatko Saravanja, der das Projekt leitet, berichtet von rund 40 bis 60 Mitwirkenden, darunter vor allem Kinder, Jugendliche und Firmlinge, die sich Jahr für Jahr dafür begeistern lassen. Geprobt wird wöchentlich ab November in altersgerechten Gruppen, wobei jede Rolle zumindest einen kurzen Sprechtext bekommt. Die Aufführungen starteten bereits zu Adventbeginn, die letzte war für Mittwoch, 17. Dezember, um 19 Uhr vorgesehen.
Auffällig ist in St. Markus die besondere dramaturgische Anlage: Das Stück beginnt nicht mit der Geburt Jesu, sondern spannt in mehreren Akten einen weiten Bogen von der Kindheit Mariens und der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel und den Kummer des Heiligen Josef über die Begegnung Mariens mit Elisabeth und der drei Weisen bei Herodes bis hin zur Herbergssuche und Geburt von Jesus im Stall. Diakon Saravanja versteht das Stück auch als Katechese: "Die Menschen merken sich das Krippenspiel besser als jede Predigt. Von den beteiligten Familien - viele von ihnen gehen nicht regelmäßig in die Kirche - werde ich oft auch noch zehn Jahre später darauf angesprochen", so der Regisseur im Gespräch mit Kathpress.
Auch mit Marionetten
Auch in allen anderen Diözesen Österreichs gehören Krippenspiele vielerorts zum Weihnachtsprogramm, im ländlichen wie auch in städtischen Pfarren. So wird im Grazer Dom am Heiligen Abend um 15 Uhr das Stück "Das versteht doch kein Schaf! Wie die Weihnachtsbotschaft in die Welt kam" aufgeführt, mit Text, Musik und Regie eigens für Kinder und Familien gestaltet. In der Klagenfurter Stadtpfarrkirche St. Egid ist die Aufführung um 16 Uhr, ebenso in Feldkirch-Gisingen, während etwa in der Pfarre Allerheiligen in Innsbrucker-Krankenbitten die Krippenfeier mit Krippenspiel um 17 Uhr beginnt.
Wie vielfältig die Formen des Krippenspiels sein können, zeigt der Blick nach Niederösterreich. In St. Pölten steht heuer ein historisches Krippenspiel im Mittelpunkt einer Ausstellung im Museum am Dom. Das sogenannte St. Pöltner Krippenspiel, entstanden um 1800, wird dort mit Stab- und Marionettenpuppen präsentiert. Es erzählt die Heilsgeschichte von Adam und Eva bis zur Geburt Christi und verbindet biblische Szenen mit volkstümlichen Elementen und Humor. Die Ausstellung ist bis 1. Februar 2026 zu sehen und macht deutlich, dass Krippenspiele nicht nur aufgeführt, sondern auch museal vermittelt und neu entdeckt werden können.
Unter freiem Himmel
Eine besonders aufwendige Form des lebendigen Krippenspiels ist in der Gemeinschaft Cenacolo in Kleinfrauenhaid im Burgenland zu erleben. Dort entsteht wie bereits in den Vorjahren auf einer großen Wiese seit Wochen ein lebensgroßes "Bethlehem" mit Stall, Häusern, Werkstätten und echten Tieren. Mitglieder der auf Suchtentwöhnung spezialisierten Gemeinschaft bauen Kulissen, nähen Kostüme und übernehmen Regie, Technik und Organisation selbst. Familien aus der Umgebung wirken mit, das Publikum kann teilweise selbst Teil des Geschehens werden. Die Aufführungen finden heuer noch am 28. Dezember 2025 sowie am 4. Jänner 2026 jeweils um 17 Uhr bei freiem Eintritt und anschließender Agape statt.
Krippenspiele haben ebenso wie die Krippendarstellung an sich eine lange Tradition im Christentum. Beide gehen auf den heiligen Franziskus von Assisi zurück, der vor gut 800 Jahren - am 24. Dezember 1223 - mit lebenden Tieren und Menschen die Weihnachtsgeschichte nachstellte. Dabei orientierte er sich am Lukas-Evangelium mit dem Kind in der Futterkrippe, Maria, Josef, Hirten und Schafen. Ziel des Ordensgründers war es, den Menschen das damalige Geschehen konkret vor Augen zu führen und deutlich zu machen, dass Gott der biblischen Überlieferung zufolge seinen Sohn nicht in einem Palast zur Welt kommen ließ, sondern in ärmlicher Umgebung.
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