Australien: Kirchliche Gedenkgottesdienste nach Anschlag in Sydney
17.12.202510:00
Australien/Kirche/Terroranschlag/Polizei
Melbournes Erzbischof Comensoli: Gewalt durch Hassrede, Gleichgültigkeit und Drohungen gegen Juden vorbereitet - Pfarrer berichtet von weiterer Verunsicherung in Bevölkerung
Canberra, 17.12.2025 (KAP) Nach dem tödlichen Anschlag auf eine jüdische Gedenkveranstaltung am australischen Bondi Beach bei Sydney haben Vertreter der katholischen Kirche in mehreren Gottesdiensten der Opfer gedacht und zur gesellschaftlichen Verantwortung aufgerufen. Bei dem Angriff auf das Strandfest "Hanukkah by the Sea" am Sonntag kamen nach Behördenangaben mindestens 15 Menschen ums Leben, Dutzende weitere wurden verletzt. Die Mehrheit der Opfer gehörte der jüdischen Gemeinde an.
In der katholischen Kirche St. Anne im Stadtteil North Bondi fand am Dienstagabend eine Vigilmesse statt. Mehr als 100 Menschen nahmen laut der kirchlichen Plattform cathnews.com daran teil, viele suchten angesichts der jüngsten Gewalttat geistlichen Beistand. Ortspfarrer Anthony Robbie sprach von einer anhaltenden Verunsicherung in der Bevölkerung. Auch wenn nur ein Teil der Menschen unmittelbar betroffen sei, reichten die psychischen Folgen weit in die Gemeinschaft hinein. Die Betroffenen müssten mit Angst und Unsicherheit leben, sagte Robbie.
Der Priester verurteilte den Anschlag als schwere Gewalttat und verwies darauf, dass insbesondere Angriffe auf Menschen, die friedlich feiern wollten, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung nachhaltig erschütterten.
Erzbischof sieht breite Mitverantwortung
Bereits am Montag hatte der katholische Erzbischof von Melbourne, Peter A. Comensoli, in seiner Bischofskirche St. Patrick's Cathedral eine Versöhnungsmesse geleitet. Neben Katholiken nahmen Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft sowie Vertreter anderer christlicher Konfessionen und Religionen teil. In seiner Predigt bezeichnete Comensoli die Tat als "böse Handlung", betonte jedoch, Gewalt entstehe nicht isoliert. Feindselige Sprache, gesellschaftliche Gleichgültigkeit und fortgesetzte Bedrohungen jüdischer Einrichtungen zeugten von einer breiteren Mitverantwortung.
Comensoli rief dazu auf, Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft zu zeigen und aktiv gegen Hass und Ausgrenzung einzutreten. Die Gottesdienste seien Ausdruck des gemeinsamen Gedenkens und der Suche nach gesellschaftlichem Zusammenhalt nach der Tat.
Anklage gegen Attentäter
Am Mittwoch hat die australische Justiz gegen den überlebenden Attentäter Naveed Akram Anklage wegen 15-fachen Mordes und Terrorismus erhoben. Insgesamt belasten die Behörden ihn mit 59 Tatbeständen, darunter auch das Legen von Sprengsätzen in oder nahe einem Gebäude mit Schadensabsicht. Akram war bei der Tat schwer verletzt worden und wachte nach mehreren Tagen aus dem Koma auf; ein Verhör soll neue Erkenntnisse zu den Hintergründen des Anschlags liefern. Sein Vater, der gemeinsam mit ihm auf die Feiernden geschossen hatte, wurde am Tatort von der Polizei erschossen.
Laut Ermittlern bestanden Verbindungen der Täter, die pakistanischer Herkunft sind, zum sogenannten Islamischen Staat; im Fahrzeug des Sohnes wurden mehrere Sprengsätze und zwei selbstgemachte IS-Flaggen gefunden. Premierminister Anthony Albanese wies darauf hin, dass der Inlandsgeheimdienst Akram bereits vor Jahren wegen möglicher IS-Verbindungen überprüft hatte. 21 Verletzte werden (Stand: Mittwoch) noch im Krankenhaus behandelt, fünf davon in kritischem Zustand.
Eine scharfe Verurteilung des Anschlags kam u.a. von der pakistanischen Gemeinschaft in Australien, die von "horrender Gewalttat" sprach, die die gesamte Gemeinschaft erschüttert habe. In einer Stellungnahme betonte sie ihre Solidarität mit den Opfern und deren Familien und rief zu Zusammenhalt, Wachsamkeit und gegenseitiger Unterstützung auf. Zugleich würdigte sie die mutige Tat des syrischen Immigranten Ahmed al-Ahmed, der einen der beiden Angreifer entwaffnete. Auch politische Führungspersönlichkeiten in Pakistan verurteilten den Anschlag und betonten, dass ihr Land selbst Opfer von Terrorismus sei.