Neue Superintendentin Andrea Mattioli im "Kleine Zeitung" über weihnachtliche Hoffnung, Zuwanderung, Mitgliederschwund und Angebote für Jugendliche
Klagenfurt, 25.12.2025 (KAP) Die neue evangelische Superintendentin der Diözese Kärnten/Osttirol, Andrea Mattioli, hat zu Weihnachten angesichts von Kriegen, gesellschaftlichen Spannungen und Zuwanderungsdebatten zu Hoffnung und Besonnenheit aufgerufen. "Wir brauchen uns nicht zu fürchten", sagte Mattioli im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (25. Dezember). Weihnachten werde als Hoffnungs- und Friedensfest gefeiert "nicht, weil Frieden ist, sondern weil wir hoffen, beten und bitten, dass einmal Frieden wird". Mattioli ist seit 1. Dezember Superintendentin der Evangelischen Diözese Kärnten/Osttirol, die 33 Pfarrgemeinden mit rund 42.000 Mitgliedern umfasst. Ihr Vorgänger Manfred Sauer wurde am 30. November von Bischöfin Cornelia Richter feierlich von seinem Amt entpflichtet.
Die Weihnachtsbotschaft sei kein naiver Appell, betonte Mattioli. "Es ist kein naives ,Fürchtet euch nicht' im Sinne von ,Ich habe vor nichts Angst', sondern eines, das Mut gibt, wenn es schwierig wird." Hoffnung zeige sich dort, "wo Menschen einander helfen", auch angesichts von Gewalt und Terror. Weihnachten stehe dafür, "dass wir miteinander als Hoffnungs- und Friedensfest feiern".
Mit Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen warnte die Superintendentin vor Vereinzelung. "Wenn jeder nur noch nach sich schaut, dann vereinsamt man", sagte sie und verwies auf Einsamkeit als zunehmendes Problem bei Jungen wie Älteren. Weihnachten sei zwar "beladen mit Erwartungen", könne aber auch Halt geben, etwa durch gemeinschaftliche Angebote oder Gottesdienste, aus denen man "getröstet, erleuchtet oder beseelt etwas mitnimmt".
Zur Zuwanderungsdebatte sagte Mattioli, sie nehme wahr, "dass viele das Christentum als gefährdet sehen". Sie wolle Christen aber dazu ermutigen, ihren Glauben "selbst stärker vertreten und selbstbewusst auftreten, bevor sie andere als Gefährder sehen". Islamismus halte sie für gefährlich, "vor Muslimen, die ihren Glauben leben wollen und in der Moschee beten, brauchen wir uns nicht zu fürchten". Zugleich räumte sie ein: "2015 war ,Wir schaffen das' vielleicht die richtige Haltung, aber im Nachgang war man sicher sehr naiv." Diese Naivität sei einem Realismus gewichen, allerdings bestehe die Gefahr, "dass das Pendel jetzt stark in die andere Richtung schwingt". Und weiter: "Unser Part ist Dialog, nicht die Ausgrenzung und Abgrenzung."
Angesichts sinkender Mitgliederzahlen betonte Mattioli, Kirche wolle "die Menschen nicht fangen". Kirche werde erfahrbar, "wenn etwas in den Alltag heruntergebrochen wird", etwa durch diakonisches Handeln. "Kirche ist kein Selbstzweck, sondern eine Gemeinschaft von Gläubigen, die sich auf den Weg machen, um Gott zu begegnen."