Franziskus absolvierte von 31. Mai bis 2. Juni seine bereits fünfte Auslandsreise in diesem Jahr
Papst Franziskus hat zum Abschluss seines Besuchs in Rumänien die Gemeinschaft der Roma um Vergebung für historisches Unrecht gebeten. Auch Katholiken seien an ihrem "großen Leid" nicht unbeteiligt, sagte der Papst bei einem Treffen mit Roma am Sonntag, 2. Juni, in Blaj. "Im Namen der Kirche bitte ich den Herrn und euch um Vergebung dafür, wenn wir euch im Laufe der Geschichte diskriminiert, misshandelt oder falsch angeschaut haben", so Franziskus wörtlich.
Der Besuch des Papstes im Roma-Viertel der siebenbürgischen Kleinstadt Blaj war der letzte Programmpunkt seiner dreitägigen Reise. Am Sonntagvormittag hatte Franziskus in Blaj bei einer Messe mit rund 80.000 Gläubigen sieben griechisch-katholische Bischöfe seliggesprochen, die zwischen 1948 und 1970 unter der kommunistischen Herrschaft im Gefängnis starben. Er warnte vor neuen "atheistischen Ideologien", die "auf subtile Weise" die Menschen von den "reichen kulturellen und religiösen Überlieferungen entfremden wollen" und "den Wert der menschlichen Person, des Lebens, der Ehe und der Familie verachten".
Katholiken sollten als "Zeugen der Freiheit und der Barmherzigkeit" Brüderlichkeit und Dialog über den Konflikt stellen. Dabei mahnte er auch zur Gemeinschaft mit anderen christlichen Konfessionen. Der Seligsprechungsgottesdienst fand nach dem byzantinischen Ritus der griechisch-katholischen Kirche statt und wurde von deren Oberhaupt in Rumänien, Großerzbischof Lucian Muresan, geleitet. Der Papst sprach nur einzelne Teile der Liturgie.
Franziskus war am Freitag, 31. Mai, in Bukarest eingetroffen. In seinen Predigten und Ansprachen forderte er immer wieder Brüderlichkeit zwischen den Volksgruppen und den Einsatz für eine sozial gerechte Gesellschaft. In einer Ansprache vor Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatie rief er zur Festigung der Demokratie und zur Integration der Schwächsten auf: "Je mehr sich eine Gesellschaft das Los der am meisten Benachteiligten zu Herzen nimmt, desto mehr kann sie wirklich zivilisiert genannt werden." Bei einer Begegnung mit der Jugend in der Stadt Iasi appellierte er, sich für eine solidarische und gerechte Zukunft einzusetzen.
Bei einer Messe in dem vor allem von Gläubigen der ungarischen Minderheit besuchten Wallfahrtsort Sumuleu Ciuc am Samstag, 1. Juni, warb der Papst für Versöhnung zwischen den verschiedenen Kulturen und Traditionen. Sie seien der Reichtum eines Volkes, betonte Franziskus. Sumuleu Ciuc bezeichnete Franziskus als "ein Symbol des Dialogs, der Einheit und der Brüderlichkeit". Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl dürften die Menschen sich nicht rauben lassen "von Gerede und Verletzungen, die Spaltung und Zersplitterung nähren", so der Papst.
Ein weiterer Schwerpunkt der Reise war der ökumenische Dialog mit der rumänisch-orthodoxen Kirche. Heute müssten die Kirchen einander helfen, Abschottung und Hass in der Welt zu überwinden, sagte Franziskus am 31. Mai in einer Ansprache vor dem Heiligen Synod, dem Leitungsgremium der rumänisch-orthodoxen Kirche. Ihr gehören nach Vatikanangaben mehr als 87 Prozent der Rumänen an. Sieben Prozent sind Katholiken, meist griechisch-katholischer Provenienz.
Bei einem gemeinsamen Vaterunser-Gebet mit dem orthodoxen Patriarchen Daniel in der noch im Bau befindlichen Patriarchalkirche von Bukarest warb Franziskus für Fortschritte in der Ökumene. Es gelte, in der Offenheit keine Gefahr zu sehen, zu vergeben und voranzugehen. Daniel erinnerte an die katholische Gastfreundschaft gegenüber rumänischen Auslandsgemeinden in Westeuropa.
Der Rumänien-Besuch war die bereits fünfte Auslandsreise des Papstes in diesem Jahr. Ende Jänner fuhr Franziskus zum Weltjugendtag nach Panama, eine Woche später in die Vereinigten Arabischen Emirate, Ende März nach Marokko sowie Anfang Mai nach Bulgarien und Mazedonien. In der zweiten Jahreshälfte folgen längere Reisen nach Fernost und Südostafrika, darunter in das zuletzt von einer Sturm- und Flutkatastrophe schwer getroffene Mosambik.
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