Joseph Ratzinger hat im Laufe seines Lebens Österreich oft besucht und ist mit vielen im Land freundschaftlich verbunden - Höhepunkt war der Papstbesuch 2007 in Mariazell, Wien und Heiligenkreuz
Wien, 31.08.2017 (KAP) Die Verbindungen, die Papst Benedikt XVI. zu Österreich unterhält, sind vielfältig und innig. So innig, dass man wohl etwa pathetisch von einer kleinen "Liebesgeschichte" sprechen kann - war es doch Benedikt XVI. selbst, der in einem Brief an die Österreicher vor seinem großen Besuch im September 2007 formulierte: "Ich liebe dieses Land, das mir seit meiner Kindheit nahe ist - seit den sonntäglichen Wanderungen, die wir zu Beginn der 30er Jahre über die Salzach-Brücke mit unserer Mutter nach Ostermiething, nach Sankt Radegund und an andere Orte auf der österreichischen Seite der Salzach gemacht haben."
Die Beziehung des Papstes zu Österreich ist also von zahlreichen privaten Besuchen und einem großen Papstbesuch im Jahr 2007 geprägt. Unvergessen etwa die Äußerung des Papstes bei einem Interview mit deutschsprachigen Journalisten 2006, als er sagte: "Es hat mir so gut gefallen dort, dass ich gesagt habe: Ja, zur Magna Mater Austriae komme ich wieder. Und das war natürlich sofort eine Zusage, die ich auch einhalten werde und gern einhalte." Er hielt sie ein - und stattete Österreich aus Anlass des 850-Jahr-Jubiläums von Mariazell vom 7. bis 9. September 2007 einen Besuch ab.
Tatsächlich war es der Marienwallfahrtsort Mariazell im Herzen der Steiermark, der es Joseph Ratzinger seit seinem ersten Besuch dort im Jahr 2004 besonders angetan hat. Dies berichtet etwa der frühere Superior von Mariazell, P. Karl Schauer. Anlass des damaligen Besuchs war eine Wallfahrt der europäischen Notare, die Joseph Ratzinger - damals noch in der Funktion des Präfekten der Glaubenskongregation - begleitete.
Berührt vom Mariazeller Gnadenbild
Augenzeugen berichten, dass diese erste Mariazell-Wallfahrt "etwas im Innersten des Papstes berührt" haben dürfte. Kardinal Ratzinger sei "überrascht" gewesen von der Pracht der Basilika, aber auch von der "Demut und Liebenswürdigkeit des Gnadenbildes", so P. Schauer in einem Rückblick. Eine Nachbildung davon befand sich auch in der vatikanischen Hauskapelle von Papst Benedikt. "Wenn ich mein Brevier bete oder sonst zum Beten in der Kapelle bin, sieht mich die Gottesmutter von Mariazell an", schrieb der Papst damals in dem vor vor seinem Besuch 2007 in allen österreichischen Kirchenzeitungen veröffentlichten Brief.
Als Benedikt XVI. schließlich am 8. September 2007 nach Mariazell zurückkehrte, verharrte er abermals in stillem Gebet vor der Gnadenstatue. Trotz strömenden Regens waren Zehntausende zum zentralen Gottesdienst vor der Basilika gekommen, um - wie das Motto des Besuchs lautete - "auf Christus zu schauen", auf den Maria im Mariazeller Gnadenbild mit einem übergroßen Zeigefinger weist. Er habe erlebt, "dass Katholiken wetterfest sind", merkte Benedikt XVI. dazu schmunzelnd an, als ihm 2009 die Mariazeller Ehrenbürgerschaft mit den Worten "Heiliger Vater, ab heute sind Sie ein 'Mariazeller'!" verliehen wurde.
Mindestens so wichtig wie die Herzensorte der österreichischen Natur, Kultur und Kirche waren und sind Joseph Ratzinger jene Menschen des Landes, mit denen er bisweilen schon seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden ist. Dazu zählen beispielsweise die Salzburger Roman Angulanza, der zum Ratzinger-Schülerkreis gehört, und der langjährige Rektor des Bildungshauses St. Virgil, Hans Walter Vavrovsky. Beide besuchten immer wieder Joseph Ratzinger, wenn dieser oft in Begleitung seines Bruders Georg und seiner Schwester Maria auf Urlaub in Österreich war.
Erholung und Reflexion suchte der ehemalige Professor und Präfekt der Glaubenskongregation auch in Kärnten, wo er sich auf Einladung des damaligen Gurker Bischofs Egon Kapellari mehrfach aufhielt. 2007 konnte Kapellari dann als steirischer Bischof und Gastgeber Benedikt XVI. als Pilger in Mariazell willkommen heißen.
Und schließlich ist da die von großer Wertschätzung getragene Verbundenheit mit Kardinal Christoph Schönborn, der so wie Ratzinger eine Professur für dogmatische Theologie innehatte. Spätestens aus der Zeit, wo der in Fribourg lehrende Schönborn als Redaktionssekretär für den Weltkatechismus eng mit dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation zusammenarbeitete, besteht zwischen beiden ein vertrauensvoller Kontakt, der bis heute anhält.
Wegweisende Worte bei Papstbesuch
So war auch Wien neben Mariazell der zentrale Schauplatz für den Besuch von Benedikt XVI. vor zehn Jahren in Österreich. Nach wie vor aktuell sind die Worte des damaligen Papstes in der Hofburg über das "Haus Europa" und seine christlichen Wurzeln. Bei der Messe im Stephansdom rückte Benedikt XVI. die Bedeutung des Sonntags als arbeitsfreien Tag für den Gottesdienst in das Zentrum seiner Predigt. Die Begegnung mit Ehrenamtlichen am Sonntagnachmittag im Wiener Konzerthaus, bei der die Wiener Sängerknaben nicht fehlen durften, unterstrichen, wie sehr es beim Aufbau einer "Zivilisation der Liebe" auf das Engagement von Freiwilligen und ihrer Organisationen ankomme.
Der Besuch im Zisterzienserstift Heiligenkreuz mit seiner Theologischen Hochschule war - wie der gesamte Österreich-Besuch - ein "Heimspiel" für Benedikt XVI.: Wo eine "kniende Theologie" im Sinne von Hans Urs von Balthasar getrieben wird, da werde es an Fruchtbarkeit für die Kirche nicht fehlen, riet der Papst den Mönchen, die bald danach ihre Hochschule nach Benedikt XVI. benannten und sich über mangelnden Nachwuchs nicht beklagen können.
Rektor der Päpstlichen Hochschule Heiligenkreuz, P. Wallner, im "Kathpress"-Interview über den Motivationsschub, den Benedikt XVI. vor 10 Jahren bei den Zisterziensern im Wienerwald auslöste - "Startschuss für eine sehr gesegnete Phase, die wir derzeit erleben dürfen"
Benedikt XVI. konnte mit seinem dreitägigen Besuch im September 2007 einige Akzente setzen, die bis heute im kirchlichen und gesellschaftlichen Leben weiterwirken