"Eure Familien mögen 'Hauskirchen' sein" - Zitate aus Ansprachen und Predigten bei den Papstbesuchen 1983, 1988 und 1998
Wien, 06.05.2020 (KAP) Insgesamt 104 Pastoralreisen hat Papst Johannes Paul II. (1978-2005) in Länder außerhalb Italiens unternommen, drei davon führten ihn nach Österreich. Bei seinen vielen Stationen und Begegnungen in Österreich hielt Johannes Paul II. insgesamt 43 Ansprachen und Predigten - 17 davon beim Besuch 1983, 18 im Rahmen der Pastoralreise 1988 und 8 beim letzten Besuch 1998. Kathpress dokumentiert aus Anlass des 100. Geburtstags Karol Wojtyla bedeutende Worte von Johannes Paul II. bei seinen Österreich-Besuchen:
Erster Pastoralbesuch unter dem Motto "Hoffnung leben - Hoffnung geben", 10.-13.9.1983:
Europavesper auf dem Wiener Heldenplatz, 10.9.1983: "Unter dieses Kreuz stellen wir Österreich; unter dieses Kreuz stellen wir Europa. Denn 'allein im Kreuz ist Hoffnung'. Österreich zeigt exemplarisch, wie eine Vielzahl von Volksstämmen auf begrenztem Raum spannungsreich und schöpferisch zusammenleben und in der Vielfalt eine Einheit schaffen kann. Hierin ist Österreich ein Spiegel und ein Modell Europas. Die Jünger Mohammeds, die damals als Feinde vor den Toren eurer Hauptstadt lagerten, sie leben jetzt mitten unter euch und sind uns in ihrer gläubigen Verehrung des einen Gottes nicht selten ein Vorbild."
Begegnung mit der Jugend im Wiener Praterstadion, 10.9.1983: "Habt keine Angst, euch in eurem Milieu als Christen zu bekennen. Ich bin überzeugt, dass ihr keine Kirche wollt, die die Forderungen Jesu verkürzt oder die Schätze des Glaubens zu billigen Preisen veräußert. Verschreibt euch nicht dem Motto 'Alles oder nichts', sondern habt Mut und Geduld zu kleinen Schritten."
Ökumenische Begegnung im Erzbischöflichen Palais, Wien, 11.9.1983: "Der Prozess der Versöhnung unter den Christen der verschiedenen Traditionen hat zu sichtbaren Ergebnissen geführt, die verheißungsvoll stimmen und auch als beispielhaft gelten können."
Festgottesdienst im Donaupark, Wien, 11.9.1983: "Eine Gesellschaft, die Verantwortung, Gesetz und Gewissen bagatellisiert, bringt die Fundamente des menschlichen Lebens ins Wanken. Im Zentrum der frohen Botschaft steht die Wahrheit von der Umkehr: Umkehr ist möglich, und Umkehr ist nötig! Christliche Familie! Werdet wieder eine betende Familie!"
Besuch im Haus der Barmherzigkeit, Wien, 11.9.1983: "Die Krankenzimmer dienen einem Volk nicht weniger als die Klassenzimmer und die Hörsäle. Eine Welt ohne Kranke wäre ärmer an gelebter Mitmenschlichkeit."
Empfang in der Hofburg, Wien, 11.9.1983: "Wie in der Vergangenheit erfüllt Österreich auch in der Gegenwart vielfach die Funktion des Brückenschlags zwischen den Völkern."
Gottesdienst mit dem Laienapostolat im Stephansdom, Wien, 12.9.1983: "Der Laie ist zugleich Zeichen des Heils in der Welt und Brücke zwischen Welt und Kirche."
Begegnung mit Kunst und Wissenschaft in der Hofburg, Wien, 12.9.1983: "Die Kirche bekennt den kühnen Glauben, dass der Mensch ein Bild Gottes ist und dass er bei Gott seine ewige Zukunft hat. Alle Wissenschaft vollendet sich als Wissenschaft von Menschen und für den Menschen."
Besuch in der UNO-City, Wien, 12.9.1983: "Eingebettet in die Liebe Gottes ist der Mensch Maß und Ziel aller Anstrengungen, die wir in dieser Welt unternehmen."
Begegnung mit Arbeitnehmern, Am Hof, Wien, 12.9.1983: "Für das Gastland und seine Bevölkerung ergibt sich die Aufgabe, die Arbeiter aus der Fremde zuerst als Menschen aufzunehmen und ihnen brüderlich zu begegnen. Der Mensch ist Abbild Gottes und ist nicht nach seiner Arbeit zu bewerten. Arbeitslosigkeit darf daher niemals als persönlicher Makel gesehen werden."
Wallfahrt nach Mariazell, 13.9.1983: "Die von Priestern und Ordensleuten um des Himmelreiches Willen gewählte Ehelosigkeit macht euch freier für die Gemeinschaft mit Christus und den Dienst an den Menschen."
Zweiter Pastoralbesuch unter dem Motto "Ja zu Glauben - Ja zum Leben", 23.-27.6.1988:
Ankunft in Wien-Schwechat, 23.6.1988: "Nur ein entschlossenes Ja zum Glauben wird euch dazu befähigen, ein ebenso entschiedenes Ja zum Leben in allen seinen Formen und Phasen zu sagen und durchzuhalten."
Vespergottesdienst im Stephansdom, Wien, 23.6.1988: "Unser ganzer sogenannter christlich-europäischer Kontinent bedarf heute der Neu-Evangelisierung."
Ansprache an Politiker in der Hofburg, Wien, 23.6.1988: "Man darf sich niemals damit abfinden, dass Staaten oder Völker, besonders wenn sie benachbart sind, sich gleichsam fremd und beziehungslos gegenüberstehen. Unser ganzer europäischer Kontinent bedarf eines schöpferischen Erneuerungsprozesses für ein einiges Europa."
Begegnung mit der Israelitischen Kultusgemeinde, Wien, 24.6.1988: "Der Prozess der vollen Versöhnung zwischen Juden und Christen muss mit aller Kraft weitergeführt werden."
Festgottesdienst in Trausdorf an der Wulka, 24.6.1988: "Die Geschichte lehrt uns, dass Menschen und Völker, die ohne Gott auszukommen glauben, stets der Katastrophe der Selbstzerstörung preisgegeben sind."
Begegnung mit den österreichischen Bischöfen, Salzburg, 24.6.1988: "Gesunde Theologie setzt das Mitglauben und Mitleben mit der Kirche voraus; sie braucht den Raum des Gebetes."
Fest der Begegnung in Lorch, 25.6.1988: "Habt Freude an euren Kindern, nehmt das Geschenk eines neu entstandenen Lebens an, weigert euch, Leben abzubrechen. Hütet den Sonntag und die Feiertage zum Heil für euch selbst und für euer Land!"
Eucharistiefeier in Gurk, 25.6.1988: "Ihr tut gut daran, eure schönen Kirchen zu erhalten. Noch wichtiger ist es, selbst Kirche zu sein."
Begegnung mit Alten, Kranken und Behinderten, Salzburg, 26.6.1988: "Es darf keine Einteilung des menschlichen Lebens in lebenswertes und unwertes Leben geben. Diese Einteilung hat vor Jahrzehnten in die schlimmste Barbarei geführt."
Jugendbegegnung in Salzburg, 26.6.1988: "Der mündige Christ muss die wichtigsten Problemstellungen und Antworten der christlichen Glaubenslehre kennen. Widersetzt euch allem, was eure Geschlechtlichkeit von der Liebe trennen will."
Begegnung mit Wissenschaft, Kunst und Publizistik, Salzburg, 26.6.1988: "Wissen muss sich wieder mit Weisheit und mit Glauben verbinden. Die Resignation gegenüber der Wahrheitsfrage muss überwunden werden."
Gottesdienst am Berg Isel, 26.6.1988: "Heimat, nach der sich jeder von uns sehnt, wächst dort, wo Menschen einander gut sind und füreinander eintreten, wo sie einander ertragen auch in ihren Schwächen."
Dritter Pastoralbesuch unter dem Motto "Komm Schöpfer Geist", 19.-21.6.1998:
Ansprache bei der Ankunft am Flughafen Salzburg, 19.6.1998: "Um das neue Europa aufzubauen, werden viele Hände gebraucht, besonders aber Herzen, die nicht nur für Gewinn und Geld schlagen, sondern für Gott um des Menschen Willen. Die Architekten des europäischen Hauses können auf das christliche Menschenbild zurückgreifen (...) Ohne diesen Maßstab ist das im Bau befindliche europäische Haus in Gefahr, aus den Fugen zu geraten und auf Dauer keinen Bestand zu haben."
Eucharistiefeier im Salzburger Dom, 19.6.1998: "Tretet nicht aus, sondern tretet auf - für die Frohe Botschaft, die auch die Dunkelheit unseres Lebens erleuchten kann."
Begegnung mit staatlichen Autoritäten und Diplomaten in der Hofburg, Wien, 19.6.1998: "In der Geografie Europas ist Österreich nach vielen Jahrzehnten vom Grenzland zum Brückenland geworden. Die Verschiedenheit der östlichen und westlichen Traditionen wird die Kultur Europas bereichern (...) jene beiden Lungen, ohne die Europa nicht atmen kann."
Gottesdienst im Landhauspark, St. Pölten, 20.6.1998: "Letztlich kann ein Priester nur von einem Priester ersetzt werden. Das Priestertum ist kein Auslaufmodell, sondern eine Berufung mit Zukunft! Eure Familien mögen 'Hauskirchen' sein, in denen die Kinder lernen, den Glauben zu leben und zu feiern."
Seligsprechungsgottesdienst auf dem Heldenplatz, Wien, 21.6.1998: "Man kann uns Christen vieles nehmen. Aber das Kreuz als Zeichen des Heils lassen wir uns nicht nehmen. Die Kirche von heute braucht keine Teilzeitkatholiken, sondern Vollblutchristen."
Begegnung mit den österreichischen Bischöfen, Wien, 21.6.1998: "Ohne Bereitschaft, sich zur Wahrheit bekehren zu lassen, verkümmert jeder Dialog. Ich lege euch die Bitte ans Herz: Gebt den Dialog nicht auf!"
Besuch im Hospiz der Caritas Socialis, Wien, 21.6.1998: "Es muss wieder klar werden, dass das Leben ein Geschenk ist, das der Mensch in seiner Verantwortung vor Gottes Angesicht führen soll."
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