Budapest: Papst besucht Blindenheim für Kinder mit Behinderungen
17.04.202311:26
Ungarn/Papst/Kirche/Soziales/Behinderte
70 Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderungen, aber auch intellektuellen Beeinträchtigungen haben im Batthyány-Strattmann-Institut ein Zuhause - Für Franziskus arbeiten sie gemeinsam an einem besonderen Geschenk
Budapest, 17.04.2023 (KAP) Es ist eine jener Begegnungen, wie sie Franziskus besonders am Herzen liegen: Während seiner dreitägigen Ungarnvisite wird der Papst am 29. April in Budapest bei einem privaten Besuch Kinder und junge Menschen mit Behinderungen im katholischen Batthyány-Strattmann-Blindeninstitut treffen. Vor Ort ist die Vorfreude auf den Papst schon spürbar, die eine oder andere Wand bekommt noch einen neuen Farbanstrich. Man bereite sich vor "wie eine große Familie, die einen lieben und lang erwarteten Gast willkommen heißt", sagen die Verantwortlichen der Sozialeinrichtung. Als Geschenk für den Papst bereiten die Kinder und Jugendlichen einen Schal in argentinischen und vatikanischen Farben vor, der fast fertig ist. Von den jungen Bewohnerinnen und Bewohnern webt jeder ein Stück des Schals selbst.
Die Sozialeinrichtung ist für Ungarn in ihrer Art und Weise einzigartig. Das etwa abseits vom Stadtzentrum gelegene Areal im Stadtteil Buda umfasst mehrere Gebäude mit Wohn- und Gemeinschaftsräumen, Kindergarten, Schule, Werkstatt- und Therapieräumen sowie eine Kapelle. Rund 70 Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderungen, aber auch intellektuellen Beeinträchtigungen werden hier betreut. "Für sie soll dieses Haus ein echtes Zuhause sein, in dem wir nicht über Nächstenliebe reden, sondern sie in der täglichen Praxis leben", sagt György Inotay, Direktor der insgesamt mehr als 30 Sozialeinrichtungen umfassenden kirchlichen Organisation KOSZISZ.
Gründerin Sr. Anna Fehér
70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unter ihnen Sonderpädagogen, Pfleger, Betreuer, aber auch technische und kaufmännische Angestellte, sorgen im Batthyány-Strattmann-Institut für das Wohl der Kinder und Jugendlichen. Benannt ist die das Zentrum nach dem seliggesprochenen und als "Arzt der Armen" bekannten Laszlo Batthyány-Strattmann (1870-1931). Auch die Heilige Mutter Teresa (1910-1997) hat die Sozialeinrichtung einmal besucht. Ihr Bild empfängt Besucher ebenso wie jenes der Gründerin der Einrichtung: die Ordensfrau Anna Fehér (1947-2021).
Die Elisabethinen-Schwester und ausgebildete Sonderpädagogin Fehér engagierte sich ab Ende der 1970er Jahre zunächst in der Seelsorge für Sehbehinderte in Budapest. 1982 wurde das von ihr geleitete St.-Anna-Heim für sehbehinderte Kinder unweit des Batthyány-Platzes im Bezirk Budavar gegründet. Die 100-Quadratmeter-Wohnung wurde aber bald zu eng. Auch mit Unterstützung der damaligen US-First-Lady Barbara Bush übersiedelte das Heim 1989 in den Stadtteil Svábhegy in den Budaer Bergen und wurde seither auch mehrfach erweitert.
Schwester Anna leitete die Einrichtung bis zu ihrem Tod. Sie starb im Jänner 2021 an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus. Die Erinnerung an sie lebe in dem von ihr begründeten Batthyány-Strattmann-Institut fort, schildert KOSZISZ-Direktor Inotay - "und zwar vor allem durch die Art und Spiritualität, in der wir uns um die Dinge unserer Bewohner kümmern". Schwester Anna sei selbst sehbehindert gewesen und habe genau gewusst, wie schwierig es ist, sich ohne Hilfe in der Welt der Sehenden zurechtzufinden. "Sie wusste auch, dass es eine christliche Pflicht ist, denen zu helfen, die es am meisten brauchen, einschließlich Kindern, die keine Familie haben. Schwester Anna hieß alle mit wahrer Mutterliebe willkommen. Wir versuchen fortzusetzen, was sie begonnen hat."
Papst Franziskus werden die Kinder und Jugendlichen und ihre Betreuer im Speisesaal, dem größten Raum des Blindeninstituts treffen. "Der Heilige Vater möchte sehen und erleben, wie wir im Alltag leben", schildert Inotay. Man will mit Franziskus gemeinsam beten und singen, der hauseigene Chor wird ein kurzes Programm aufführen. "Unsere Kinder hoffen, dem Papst Fragen stellen zu können", so der Direktor.
Neben dem gewebten Schal soll Franziskus auch einen selbstgebastelten Rosenkranz bekommen. "Ich hoffe, dass unsere Gemeinschaft durch den Besuch von Franziskus auch im Geiste bereichert wird und jeder die Erinnerung an das Treffen mitnehmen kann: als tiefe und persönliche Erfahrung", so Inotay.
(Bilder des Batthyány-Strattmann-Instituts in Budapest stehen zum Download bereit unter www.kathpress.at/foto)
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenschwerpunkts zur Papstreise nach Ungarn. Alle Meldungen, Stichworte und Hintergrundberichte sind gesammelt abrufbar unter: www.kathpress.at/Papst-in-Ungarn)
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