Münchner Erzbischof bei Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern über Trump-Sieg: "Ich glaube nicht, dass eine Diktatur entsteht, aber das ist ein Türöffner"
München, 16.11.2024 (KAP/KNA) Die Präsidentschaftswahlen in den USA sind nach Worten des Münchner Erzbischofs Kardinal Reinhard Marx ein "tiefer Einschnitt für die politische Kultur". Der Republikaner Donald Trump sei durch "Lügen" und "Skrupellosigkeit" an die Macht gekommen, kritisierte Marx laut Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitagabend in Ohlstadt bei der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. "Ich glaube nicht, dass eine Diktatur entsteht, aber das ist ein Türöffner", sagte Marx. In der Folge seien geopolitische Veränderungen zu erwarten.
Die von Papst Franziskus in seinen Enzykliken "Laudato si" und "Fratelli tutti" geforderte Sicht auf das Gemeinwohl der Menschen weltweit sei nicht die Leitidee der Vereinigten Staaten unter dem künftigen Präsidenten, gab der Kardinal zu bedenken. Vielmehr vertrete Trump einseitige nationale Interessen. "Damit geht die Welt nicht unter, aber das fordert uns sehr heraus."
Kirche in Deutschland wird sich weiter sozial engagieren
Vor dem Landeskomitee der Katholiken, dem höchsten Laiengremium der katholischen Kirche in Bayern, sicherte der Münchner Erzbischof auch zu, dass sich die Kirche trotz sinkender Kirchenbeiträge auch künftig im sozialen Bereich engagieren wird. "Wir werden weiter ein Player in Deutschland sein", sagte Marx. In welchem Ausmaß sich die Kirche gesamtgesellschaftlich etwa als Träger von Kindergärten oder anderen Einrichtungen einbringen werde, müsse verhandelt werden. Denn anders als der Staat könne die Kirche keine Schulden machen.
Der Trend, dass die Menschen sich auch in den kommenden Jahren von der Kirche trennen, werde nicht aufhören, räumte der Erzbischof von München und Freising ein. Aber es wäre wichtig, dass die in ihr verbleibende kleinere Gruppe kreativ auftrete und die anderen von ihr sagten: "Wir sind zwar keine Christen und gehen nicht zur Kirche, aber dass ihr da seid, finden wir sehr, sehr wichtig." Das müsste erreichbar sein, ermutigte Marx: "Das können wir schaffen, wenn wir uns auf die Socken machen."
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