Bischöfe in Ungarn bitten Opfer von Missbrauch um Entschuldigung
19.12.202413:23
Ungarn/Kirche/Missbrauch/Bischöfe
Rundschreiben der Diözesanbischöfe von Kaposvar und Vac - "Familienbischof" Marton versichert: Arbeit mit Fokus auf Prävention von Missbrauch in der Kirche wird fortgesetzt
Budapest, 19.12.2024 (KAP) Nach dem Bekanntwerden mehrerer Fälle von Missbrauch durch Priester in Ungarn haben zwei katholische Bischöfe des Landes öffentlich um Vergebung im Namen der Kirche gebeten. Der Bischof von Kaposvar, Laszlo Varga, schrieb in einem Hirtenwort, das auch zum Beginn des Heiligen Jahres 2025 veröffentlicht wurde, er bitte "mit einem mitfühlenden Herzen um Entschuldigung bei Gott, den Kindern und Jugendlichen, die kirchliche Personen missbraucht haben". Der Bischof von Vac, Zsolt Marton, bat in einem Rundschreiben "Gott, die Kinder und ihre Familien sowie alle, die von Missbrauch durch die Diener der Kirche betroffen waren", um Vergebung.
Marton, der auch ungarischer "Familienbischof" ist, versicherte, dass die begonnene Arbeit mit dem Fokus auf die Verhinderung von Missbrauchsfällen in der Kirche fortgesetzt werde; und zwar im Einklang mit dem von Papst Franziskus verkündeten Null-Toleranz-Prinzip.
Bischof Varga von Kaposvar rief zudem zum Gebet für die Opfer von "sexuellen oder anderen Missbräuchen" und für "die Buße und Umkehr der Täter" auf. Gläubige können sich zudem an einer Gebet- und Fastenaktion beteiligen, in der laut Varga eine "Reinigung der Kirche" sowie das "Wachstum einer Kultur gegenseitiger Aufmerksamkeit, Achtung und Solidarität in der Kirche und in der Welt" erbeten werden sollen.
Skandale beschäftigen Öffentlichkeit
In Ungarn diskutiert die Öffentlichkeit seit Wochen heftig über Kirchenskandale im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen und anderem Fehlverhalten von Priestern. Anfang Dezember äußerte sich die katholische Bischofskonferenz dazu erstmals in einer knappen offiziellen Stellungnahme und versicherte, dass man sich um Aufklärung und Prävention bemühe. Die katholische Kirche stehe an der Seite der Opfer und der betroffenen Gemeinden, hieß es in der Mitteilung der Bischofskonferenz.
Zuletzt sprach sich der Erzabt der Benediktinerabtei Pannonhalma, Cirill Hortobagyi, für einen offenen Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche aus. Lange Zeit sei Ungarns Kirche mit dem Thema zu vorsichtig umgegangen. Nun sei eine Wiedergutmachung nötig, die mehr als bloßes Anhören der Opfer sein müsse, schrieb er in einem Beitrag für die Portale "Telex" und "Szemlelek". Wirkliches Zuhören und offene Bekenntnis der Bischöfe seien vonnöten, so der Erzabt, um Heilungsprozesse in Gang zu setzen. Auf keinen Fall dürfe man zu einer "Kultur des Verschweigens" zurückkehren. "Die Öffentlichkeit ist nicht unser Feind, sondern ein wichtiger Verbündeter in der Aufklärung", betonte Hortobagyi.
Leiter von bekannter ungarischer Benediktinerabtei, Cirill Hortobagyi: Offene Kommunikation mit Betroffenen und Öffentlichkeit einzig gangbarer Weg für die Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche - Erzabt: "Die Öffentlichkeit ist nicht unser Feind, sondern ein wichtiger Verbündeter in der Aufklärung"