Franziskus besucht von 4. bis 10. September das bitterarme Mosambik, die Insel Madagaskar und das Urlaubsparadies Mauritius - Mit Frieden, Entwicklung und Schöpfung ist die Themenpalette der vierten Afrikareise des Papstes breit
Vatikanstadt-Maputo, 30.08.2019 (KAP) Mosambik, Madagaskar und Mauritius sind die Ziele von Papst Franziskus auf seiner nächsten Auslandsreise vom 4. bis 10. September. Die drei Länder verbindet ihre geografische Lage im Südosten des afrikanischen Kontinents. Ansonsten trennen sie Welten: Mauritius, das vom afrikanischen Festland so weit weg liegt wie Österreich von der Zentral-Sahara, ist zumindest für einen Teil der Bevölkerung und die zahlreichen Touristen fast eine Insel des Wohlstands; Mosambik hingegen belegt auf dem globalen Entwicklungsindex den zehntletzten Platz unter 189 Ländern, Madagaskar steht auf Platz 161 nicht viel besser da.
Die 31. Auslandsreise des Papstes umfasst drei Länder, fünf Programmtage, vier größere Gottesdienste, Treffen mit Jugendlichen, Mitarbeitern karitativer Einrichtungen sowie den Staatsspitzen der drei Länder. Für die 14 vorgesehenen Ansprachen von Franziskus liegen viele Themen auf dem Tisch: Frieden, Armut, soziale Ungleichheit, Seelsorge in schlecht zugänglichen Regionen und nachhaltige und gerechte Wirtschaftsentwicklung; die Folgen des Klimawandels und die Bewahrung der Schöpfung, gute Regierung und Zusammenleben in ethnischer und religiöser Vielfalt. Vier Wochen vor der Amazonas-Synode mit ähnlichen Fragen wird interessant sein, welche Akzente der Papst setzt.
Nach Visiten in Marokko (2019), Ägypten (April 2017), Kenia, Uganda und der Zentralafrikanischen Republik (November 2015) ist es der vierte Besuch von Franziskus in Afrika. In Mosambik, Madagaskar und Mauritius war bisher nur einmal ein Papst zu Gast. Johannes Paul II. (1978-2005) besuchte jeweils im Rahmen größerer Reisen im September 1988 Mosambik, im April 1989 Madagaskar und im Oktober 1989 Mauritius.
Auftakt in Mosambik
Vor allem Mosambik, einer der ärmsten Staaten in Afrika und auch Schwerpunktland der staatlichen Österreichischen Entwicklungshilfe, wird bei der Papstreise im Mittelpunkt stehen. Im Frühjahr verwüsteten die Zyklone Idai und Kenneth Mosambik. Rund 600 Menschen starben, viele blieben vermisst, Hunderttausende wurden obdachlos. Der Sturm warf das Land in seiner Wirtschafts- und Finanzkrise noch einmal zurück.
Die völlig verwüstete 500.000-Einwohner-Küstenstadt Beira wird der Papst laut offiziellem Programm während seines rund 40-stündigen Aufenthalts von 4. bis 6. September nicht besuchen - wohl auch, weil die Stadt ein halbes Jahr nach den Stürmen eine Papstvisite logistisch kaum verkraften würde. Einzige Station des Papstes in Mosambik ist die Hauptstadt Maputo. Geplant sind Treffen mit Staatspräsident Filipe Nyusi und weiteren Politikern, Begegnungen mit dem Klerus und pastoralen Mitarbeitern der Kirche, eine Messe im Stadion Zimpeto. Farbtupfer setzen ein interreligiöses Jugendtreffen sowie der Besuch in einem Straßenkinder-Projekt und einem Spital.
Die katholische Kirche hatte in den ersten Jahren der mosambikanischen Unabhängigkeit einen schweren Stand: Ihr haftete der Geruch der ehemaligen Kolonialmacht Portugal an, und die marxistischen Revolutionäre im Land waren auf Religion generell nicht gut zu sprechen. Mittlerweile sind die Enteignungen teilweise rückgängig gemacht. Der Episkopat gilt als geeint und politisch neutral.
Katholiken machen in Mosambik 28 Prozent der Bevölkerung aus. Eine lebhafte Konkurrenz besteht durch evangelikale Missionare aus Brasilien, die mit der portugiesischen Sprachverwandtschaft und wirtschaftlichen Heilsversprechen punkten.
Friedensschluss vor Papstbesuch
Die Reise von Franziskus nach Mosambik steht unter dem Motto "Hoffnung, Frieden und Versöhnung". Im Fokus steht auch die politische Lage in dem südostafrikanischen Staat. Anfang August zog Mosambik unter ein langes, blutiges Kapitel einen Schlussstrich: Regierung und bewaffnete Opposition unterzeichneten ein Friedensabkommen - 27 Jahre nach dem Waffenstillstand, den man 1992 in Rom geschlossen hatte. Der war damals maßgeblich ein Verdienst der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio. Fast eine Million Tote hatte der 15-jährige Bürgerkrieg zwischen der Regierungspartei Frelimo und den Rebellen der Renamo gefordert.
Nun sollen rund 5.200 Renamo-Milizen ihre Waffen abgeben, bevor der Papst das Land besucht und am 15. Oktober Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden. Für Präsident Filipe Nyusi sind der Friedensschluss und Franziskus als Gast Glanzlichter zum Ende seiner ersten Amtszeit.
Gesellschaftlich stellen die Gesundheitsfürsorge und vor allem Aids Herausforderungen dar. Im Bereich der Bildung gibt es zwar Fortschritte - die Analphabetenrate sinkt -, aber insbesondere die Förderung von Mädchen und Berufsperspektiven für die vielen Jugendlichen bleiben drängende Aufgaben.
Wirtschaftlich knüpfen sich Hoffnungen an Gasvorkommen im Norden, aber seit Ende 2017 schüren dort Attacken von mutmaßlich islamistischen Milizen Unsicherheit. Unterdessen setzt China, das nicht zuletzt ein Auge auf die Rohstoffvorkommen Mosambiks hat, große Infrastrukturprojekte um - Aushängschild ist die im November 2018 eröffnete Hängebrücke über den Golf von Maputo, das längste Bauwerk dieser Art in Afrika. Die Kosten von schätzungsweise 726 Millionen US-Dollar entsprechen gut einem Fünftel des Staatshaushaltes von Mosambik.
Großes Jugendtreffen in Madagaskar
Am Nachmittag des 6. September trifft Franziskus auf Madagaskar ein. Auch dort erwartet ihn ein Land mit gravierender Armut und einer Wirtschaftsentwicklung, die dem Bevölkerungswachstum hinterherhinkt. Ein Hemmschuh ist die Infrastruktur: Trinkwasser ist da, aber in ländlichen Regionen fehlt Technologie zur Versorgung.
Als politischer Lichtblick galt im Jänner die friedlich-demokratische Wahl von Andry Rajoelina zum Präsidenten. Zehn Jahre zuvor hatte der damals 34-Jährige versucht, den wirtschaftsliberalen Staatschef und Großunternehmer Marc Ravalomanana wegzuputschen. Damals hielten die Kirchen zum Amtsinhaber.
Reforminitiativen der neuen Regierung zielen auf den Ausbau des Straßen- und Stromnetzes, auf die Landwirtschaft, in der acht von zehn Madagassen tätig sind, aber auch auf den Bergbau als Devisenbringer und auf Tourismus: Die biologische Artenvielfalt und eine attraktive Küstenlinie bilden eine kostbare Ressource; ob aber das Land zu einer nachhaltigen Entwicklung fähig wird, beobachten ausländische Experten mit Sorge.
Papst Franziskus wird in Madagaskar zunächst den üblichen Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten absolvieren und auch Vertreter aus der Gesellschaft treffen. Rund die Hälfte der Einwohner Madagaskar ist jünger als 20 Jahre. Am 7. September steht der Papst einem abendlichen Großtreffen im Stil der Weltjugendtage auf einem Freigelände im Norden von Antananarivo vor und feiert am folgenden Morgen auf demselben Gelände die Sonntagsmesse; lokale Medien sprechen von mehreren Hunderttausend Teilnehmern.
Weiter besucht der Papst ein Wohn- und Beschäftigungsprojekt für ehemalige Bewohner von Mülldeponien. Gegründet wurde dieses von Pedro Opeka, der wie Franziskus aus Buenos Aires stammt. Auch am Grab, der ersten Seligen Madagaskars, Victoire Rasoamanarivo (1848-1894), wird der Papst beten. Als im 19. Jahrhundert die französischen Missionare aus politischen Gründen von der Insel verwiesen wurden, verhinderte Victoire, dass Gotteshäuser und kirchliche Schulen geschlossen wurden.
Der Madagaskar-Besuch hat als Leitwort "Sämann des Friedens und der Hoffnung". Und Franziskus wird vor Ort nicht nur von den Katholiken mit Freude erwartet. "Der Heilige Vater wird vom madagassischen Volk, auch von Nichtkatholiken, wegen seiner Nähe zu den Armen, die er sowohl in seinem Lehramt als auch in seinem Stil ständig ausdrückt, besonders geschätzt", sagte der Vatikanvertreter in Antananarivo, Erzbischof Paolo Gualtieri, im Vorfeld der Reise dem Portal "Vatican News".
Mauritius: Besuch bei "Pere Laval"
Den Abschluss der Afrikareise markiert am 9. September ein Tagesausflug auf die 1.000 Kilometer östlich gelegene Insel Mauritius. Dort feiert Franziskus eine Messe beim Heiligtum Marie Reine de la Paix über dem Hafen der Hauptstadt Port Louis. Ferner will er an der Gedenkstätte des französischen Ordensgeistlichen Jacques Desire Laval (1803-1864) beten, der als Missionar der Insel gilt und in der Bevölkerung als "Pere Laval" verehrt wird. Auch ein Besuch bei Staatspräsident Barlen Vyapoory ist während der unter dem offiziellen Motto "Franziskus - Pilger des Friedens" stattfindenden Kurzvisite vorgesehen, bevor der Papst am Abend in die madagassische Hauptstadt Antananarivo zurückkehrt. Von dort aus fliegt er am darauffolgenden Tag zurück nach Rom.
Kathpress-Themenpaket mit mehreren Meldungen und Hintergrundberichten zur Papstreise nach Südostafrika abrufbar unter www.kathpress.at/papstinafrika
Als im 19. Jahrhundert die französischen Missionare aus politischen Gründen von der südostafrikanischen Insel verwiesen wurden, verhinderte Victoire Rasoamanarivo, dass Gotteshäuser und kirchliche Schulen geschlossen wurden
Rund zwei Drittel der Mauritier sind indischer Abstammung und vorwiegend Hindus und Muslime - Hinzu kommen ein Drittel Christen und einige wenige Buddhisten
Franziskus will vor Ort für Versöhnung werben - Neben der politischen Dauerkrise hat das südostafrikanische Land mit Korruption, wirtschaftlichen Problemen und den Folgen des Klimawandels zu kämpfen - Gut 56 Prozent der Bevölkerung sind Christen, darunter 28 Prozent Katholiken
Für viele Katholiken im südöstlichen Afrika wird der bevorstehende Besuch von Papst Franziskus der Höhepunkt ihres bisherigen religiösen Lebens - Der Großteil der Bewohner hofft aber angesichts verbreiteter Armut und Krisen auf mehr als nur spirituelle Impulse - Von Markus Schönherr