Papst erfüllt sich Jugendtraum und besucht Japan und Thailand
11.11.201910:48
Japan/Thailand/Vatikan/Papst/Asienreise
Bei der bereits siebten Auslandsreise von Franziskus in diesem Jahr geht es ab 19. November um Religionen und Frieden, Atomwaffen und Inkulturation
Vatikanstadt, 11.11.2019 (KAP) Am 23. November erfüllt sich Papst Franziskus einen Jugendtraum. Endlich gelangt er als Missionar nach Japan. Japan und die Jesuiten - das ist ein besonderes Verhältnis. Doch während der Asien-Missionar Franz Xaver 1549 als erster Jesuit an Bord eines Piratenschiffs in das damals weitgehend isolierte Land der aufgehenden Sonne gelangte, kommt der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri mit Thai Airways geflogen. Von Bangkok aus, der Hauptstadt des früheren Siam, wo die 32. Auslandsreise des Papstes beginnt. Diese führt ihn zwischen 19. und 26. November zunächst nach Thailand und dann nach Japan.
Vor 350 Jahren war in Bangkok die erste offizielle katholische Mission errichtet worden. Das Jubiläum ist formaler Anlass des Papstbesuchs in dem buddhistisch geprägten Königreich. Mit an die 400.000 Gläubigen sind die Katholiken unter den 69 Millionen Einwohnern Thailands eine sehr kleine religiöse Minderheit. Sie leben in 11 Diözesen mit 436 Gemeinden und 662 Priestern. Papst Franziskus ist nach einer Visite von Papst Johannes Paul II. am 10. Mai 1984 der zweite Pontifex, der das Land besucht.
Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Besuchs in Bangkok ist das Treffen mit dem Obersten Patriarchen der dortigen buddhistischen Mönche, Ariyavongsagatanana IX. Etwas erstaunlich ist, dass in Thailand, einem Zentrum für Südostasiens Flüchtlingskrise, diesem Thema kein offizieller Programmpunkt gewidmet ist. Dabei ist Bangkok regionales Hauptquartier für Caritas International und den Flüchtlingsdienst der Jesuiten. Und dass katholische Flüchtlinge aus Pakistan sich nicht zur Papstmesse trauen, aus Angst aufgegriffen und abgeschoben zu werfen, wirft sicher einen Schatten auf den Papstbesuch.
So steht am ersten vollen Programmtag, dem 21. November, neben den Begegnungen mit Staats- und Regierungsspitzen, etwa bei König Maha Vajiralongkorn "Rama X.", und einer Rede vor Vertretern von Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft ein Besuch in einem Krankenhaus an.
Am Abend feiert Franziskus einen großen Gottesdienst in Bangkoks Nationalstadion. Auch tags darauf widmet sich der Papst der Stärkung von Thailands kleiner christlicher Herde: Er trifft Ordensleute, Priester, Bischöfe, Jesuiten und ökumenische Vertreter. Zum Abschluss des Besuchs feiert er eine Jugendmesse in der Kathedrale der thailändischen Hauptstadt.
Herzensangelegenheit Japan
Am 23. November reist Papst Franziskus nach Tokio weiter. In Japan könnte das bei der jüngsten Amazonien-Synode virulente Thema Inkulturation erneut aufkommen. Warum, so lässt sich fragen, ist die katholische Kirche in Südkorea verhältnismäßig stark - fast 11 Prozent der Bevölkerung sind katholisch -, in Japan aber so schwach vertreten (0,4 Prozent)? Exakte Analysen sind rar. Manche, darunter japanische Katholiken selbst, meinen, Japans Kirche verkörpere nicht gerade das, was Franziskus ständig predigt: Sie sei eher verschlossen, etwas elitär und kulturell stark westlich orientiert.
Die Japan-Visite gilt als Herzensangelegenheit des Papstes. Als junger Mann war Jorge Mario Bergoglio in den Jesuitenorden eingetreten mit dem Ziel, als Missionar nach Fernost entsandt zu werden, allerdings entschieden seine Oberen anders. Der nunmehrige Besuch steht unter dem Motto "Schützt alles Leben" und stammt aus Franziskus' Sozial- und Umweltenzyklika "Laudato si".
Friedensbotschaft gegen Nuklearwaffen
Für Sonntag (24. November) sieht das päpstliche Reiseprogramm einen 15-stündigen, thematisch dicht gepackten Tagesausflug nach Nagasaki und Hiroshima vor. Er beinhaltet eine Papstbotschaft gegen Atomwaffen, das Gedenken an christliche Märtyrer und eine Messe im Stadion.
Nagasaki, im 16./17. Jahrhundert Zentrum der Jesuiten-Mission, ist Japans katholische Hochburg. Immerhin vier Prozent der Bevölkerung hier sind katholisch. Nach dem Verbot des Christentums und der Ausweisung oder Ermordung ausländischer Missionare hat hier die Kirche fast 300 Jahre lang im Untergrund überlebt. Mit eigenen Riten und einer als buddhistische Figur verkleideten Maria haben Generationen ihren Glauben gelebt und weitergegeben, inklusive Taufen, Gottesdienste, Eheschließungen, Beerdigungen - und ohne Priester.
In Hiroshima hielt Johannes Paul II. 1981 in japanischer Sprache eine eindrückliche Anti-Atomwaffen-Rede. Inhaltlich dürfte Papst Franziskus kaum anderes sagen. Seine Kulisse ist aber nicht mehr der alte Kalte Krieg, sondern das neue Raketenrasseln in Russland, den USA und Nordkorea.
Auffällig ist: In Japan ist keine interreligiöse Begegnung vorgesehen. Dabei zählt Japan zu den Ländern, in denen Gespräche zwischen Religionen schon früh begannen. Neben einem ausgeprägt disziplinierten Arbeitsethos pflegen die meisten Japaner eine buddhistisch-shintoistische Religiosität. Relevant wird Religion bei Geburt und Tod sowie besonderen Herausforderungen wie zum japanischen Neujahrsfest oder vor den Prüfungen großer Universitäten.
Lebenskrisen dagegen versuchen viele Japaner, mit sich selbst auszumachen. Eine hohe Suizidrate besonders unter männlichen Singles, die an Einsamkeit und Leistungsdruck zerbrechen, ist ein Problem, das auch Tokios Erzbischof Tarcisio Isao Kikuchi benennt. Am 25. November könnte auch Franziskus bei seiner Begegnung mit Jugendlichen in der Kathedrale von Tokio darauf zu sprechen kommen.
Treffen mit Kaiser und Tsunami-Opfern
Diesen Tag beginnt der Papst mit einem Treffen mit Opfern der "Dreifach-Katastrophe" vom März 2011: Tohoku-Erdbeben, Tsunami und der Reaktorunfall von Fukushima. Anschließend trifft er Kaiser Naruhito. Er und Franziskus haben eines gemeinsam: Ihre Vorgänger - Akihito (85) und Benedikt XVI. (92) - waren seit Jahrhunderten die ersten, die von ihren Ämtern auf Lebenszeit zurücktraten.
Die üblicherweise ersten Programmpunkte eines Papstbesuchs gibt es in Tokio fast am Ende: Regierungschef Shinzo Abe und andere Vertreter von Politik und Diplomatie trifft Franziskus erst am Abend des vorletzten Besuchstags, nach einer Messe im "Tokyo Dome"-Stadion. Anders als in Bangkok ist es der japanischen Polizei verboten, illegal im Land lebende Christen auf dem Weg zur Kirche oder beim Gottesdienst zu verhaften.
Den letzten Tag widmet Franziskus seinem Orden, den Jesuiten. Nach einer Frühmesse mit Ordensbrüdern besucht er die Sophia-Universität, eine von Jesuiten 1913 gegründete Hochschule in Tokio. Ihr Lehrkörper ist international. Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich gehörte ebenso dazu wie Elisabeth Gössmann (1928-2019). Gössmann, die erste in Deutschland in katholischer Theologie promovierte Frau und einstige Kommilitonin Joseph Ratzingers kam 1955 nach Tokio, nachdem sie an den katholischen Fakultäten ihrer Heimat nicht willkommen war.
Die Sophia-Universität der Jesuiten in Tokio ist heute ein veritabler Wirtschaftskomplex - 13.000 Studenten sorgen für Millionenumsätze - Den Anfang aber machten 1911/12 der deutsche Reichskanzler Bismarck und die Spielschulden eines Daimyos - Von Alexander Brüggemann
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In dem südostasiatischen Königreich gibt es elf Diözesen mit mehr als 400 Pfarrgemeinden - Insgesamt ist aber weniger als ein Prozent der Bevölkerung katholisch